Frost/Nixon

Frost/Nixon

von Ron Howard, mit Frank Langella, Michael Sheen, Kevin Bacon und Rebecca Hall

Frost/Nixon
Frost/Nixon

1977. US-Präsident Nixon ist ähnlich unbeliebt und fast genauso vergessen wie Obamas Vorgänger. TV-Weichspülmoderator und Polit-Leichtgewicht David Frost ist zwar etwas beliebter, droht aber auch durch Absetzen seiner Shows in Vergessenheit zu geraten. Da beschließt David, Richard Nixon zu einer Reihe von TV-Interviews zu überreden – was aufgrund von Frosts Ruf nicht gerade für Begeisterung bei potentiellen Geldgebern sorgt, wohl aber bei Nixon, der hier eine Chance sieht, seinen Ruf zu retten. Als Nixon also nach einigen Verhandlungen zusagt, produziert Frost die Interviews gezwungenermaßen selbst, immer noch überzeugt von dem Potential der Interviews und seinen Fähigkeiten als Moderator. Oder, wie es einer seiner Wegbegleiter ausdrückte, David war vielleicht kein guter Journalist, aber er verstand, wie Fernsehen funktioniert. Um sich für seinen Auftritt zu rüsten, engagiert David zwei der besten Journalisten zum Thema, so dass die Niederlage Nixons nur eine Formsache sein sollte. Doch als die ersten Interviews stattfinden, zeigt „Tricky Dick“ Nixon seine ganze rhetorische Gewalt und debattiert David gnadenlos gegen die Wand, was sich im Verlauf der weiteren Interviews nicht nennenswert bessert. Als David schließlich, finanziell wie moralisch am Ende, dringend einen Strategiewechsel braucht, macht Nixon einen winzigen, aber entscheidenden Fehler…

Man soll sich ja wundern, wie einen ein simples Gespräch zwischen zwei Menschen so fesseln kann. Das von Ron Howard nach einem Theaterstück von Peter Morgan inszenierte Interview zweier ungleicher Kontrahenten ist eine klassische David gegen Goliath Geschichte und ein Lehrstück über die Mechanismen des Fernsehens und die Macht der Rhetorik. Mit den Darstellern Frank Langella und Michael Sheen verpflichtete Howard die mit dem Stück bestens vetraute Theaterbesetzung, was dem Stück anmerkt. Howard macht auch nicht den Fehler, Nixon als Monster darzustellen. Er zeigt ihn uns zwar auch als geldgierigen Redner und sich selbstverliebten Politiker, aber auch als weltgewandten, charmanten Staatsmann, als von Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit bedrohten alten Mann.
Howard präsentiert uns eine makellose Inszenierung mit beeindruckenden Bildern und toller Ausstattung, so dass die grandios geschliffenen Dialogen der beiden Kontrahenten ihre ganze Faszination entfalten können- ein Genuss!
Auch begeht Howard nicht den Fehler, sich moralisch über Nixon erheben. Frost und Nixon haben bei ihm durchaus ihre Gemeinsamkeiten. Und auch wenn sich die beiden vor der Kamera ein Duell mit harten Bandagen liefern, so respektieren sie sich doch gerade deshalb die ganze Zeit. Und als die beiden sichnach den Interviews das letzte Mal Treffen, liegt ein gewisser Schwermut in der Luft, fast wie bei einem Abschied unter Freunden. Geradezu schmerzlich wird hier Nixons Einsamkeit deutlich, nachdem ihn der Mann verlässt, der ihm noch einmal für kurze Zeit die Bedeutung hat zukommen, die er mit dem Präsidentenamt aufgeben musste. Und der ihm schließlich das Eingeständnis seines eigenen Versagens entlockt hat, das für den Rest seines Lebens auf seinen Schultern lasten wird, während Frost den Ruhm und die Beliebtheit erntet, die ihm selbst nie vergönnt war.
Dieser Film ist bietet von vorne bis hinten keinerlei Ansatz für Kritik, er ist in allen belangen ein Beispiel dafür, dass selbst eine Polit-Talk beste Unterhaltung bieten kann, wenn man nur sein Handwerk versteht – und natürlich eine dermaßen geschichtsträchtiges Ereignis als Vorbild hat. Da breche ich doch glatt mit meine Grundsätzen, dieses Werk verdient glatte (10/10) Punkten!

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