The King’s Speech

The King’s Speech

von Tom Hooper, mit Colin Firth, Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter

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George hat es eigentlich ganz gut, er stammt aus einer angesehen Familie, hat materiell ausgesorgt, immateriell steht er mit einer liebenden Ehefrau und zwei bezaubernden Töchtern auch sehr gut da. Nur im Job hapert es gelegentlich, den George stottert. Was problematisch ist, denn George muss gelegentlich Reden halten. Was jedes Mal voll in die Hose geht und nicht nur dem Publikum, sondern auch George schwer zu schaffen macht. Was sein Frau dazu bringt, einen angesehenen, unkonventionellen Sprachtherapeuten in Person von Lionel Logue aufzusuchen, der ihr als erstes rät, ihr Mann möge den Job wechseln. Doch das kann George nicht, denn er ist Prinz George, Duke von York, und wird später einmal König von England sein. Schwierig, da einfach zu kündigen, muss selbst Lionel Logue anerkennen. Und macht sich an die Arbeit. Denn mit Hitler fängt in Deutschland gerade eine deutlich besserer Redner an, unangenehm zu werden – und da ist England dringend auf einen guten Redner angewiesen…

Es ist jedes Jahr das selbe: Da kommen, zeitlich sorgfältig an den Termin der Oscar-Verleihung angepasst, Filme ins Kino, die mit großen Stars, schönen Geschichten und meistens dem Namen Weinstein im Vorspann darauf getrimmt wurden, mit den begehrten Goldjungs überhäuft zu werden.

So auch dieser. Und rein die Zahl der Nominierungen (es sind 12) scheint zu beweisen, dass diese Strategie aufgeht. Doch wir sind nicht die Produzenten, wir sind die Zuschauer, und wollen als solche natürlich auch was davon haben. Was gelingt. Colin Firth bietet als Thronfolger mit heftigem Sprach- und Selbstachtungsproblem eine herausragende Vorstellung. Man leidet mit ihm, wenn ein Mikrophon sein unfreiwilliges Schweigen in den Äther rauscht, man möchte ihm auf die Schulter klopfen, ihm sagen „das wird schon“, ihn aus den Klauen seines Handicaps reißen, um die Welt an seiner Stimme teilhaben zu lassen. Doch das können wir nicht, weshalb wir auf die Fähigkeiten von Lionel Logue vertrauen müssen. Und in dieser, zugegeben deutlich dankbareren Rolle des unkonventionellen australischen Underdog-Sprachtrainers, der zwar wenig Etikette im Umgang mit dem Königshaus an den Tag legt, dafür aber auch als einziger eine echte Hilfe für den König ist, stiehlt Geoffrey Rush dem Colin Firth eindeutig die Show. Er spielt den britischen Gentleman-Sprachlehrer mit Schauspielambitionen mit so viel Hingabe und Überzeugung, dass es jede Sekunde mit ihm ein Genuss ist – die Oscar-Nominierung für seine Rolle ist da mehr als angebracht.

Die übrigen Beteiligten haben durchweg professionelle Arbeit abgeliefert, besonders positive sind mir aber a) die Ausstattung und b) die Kamerarbeit aufgefallen. Zu ersterem ist Lionel Logues Arbeitszimmer zu nennen, das den Facettenreichtum seines Bewohners auf perfekte Art spiegelt, zu zweiterem, dass sie dieses Kammerspiel mit ungewöhnlichen Bildausschnitten und der konsequenten Verwendung von Weitwinkelaufnahmen auch optisch aufwertet, und so nicht zuletzt die tollen Kulissen in ihrer ganzen Pracht bildfüllend in Szene setzt.

Bei all dem kann man leicht vergessen, dass die Handlung letztlich etwas banal ist. OK, sie basiert auf einer wahren Geschichte, und es ist spannend zu sehen, dass auch Könige ihre Schwächen haben und erstmal zu sich finden müssen, und auch wenn die Botschaft „Glaube an Dich selbst“ gar nicht genug Unterstützung finden kann, so ist sie eben auch banal. Schließlich bleibt es dem Zuschauer überlassen, ob er diesen Film nun als Oscarfänger betrachten will oder einfach als nette, aber prachtvoll erzählte Geschichte, die einem zwei Stunden beste, kurzweilige Unterhaltung bietet. Ich kann mit beiden Seiten leben. (8/10)

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