von Dennis Gansel, mit Jürgen Vogel, Frederick Lau und Max Riemelt
„Drittes Reich, nicht schon wieder…“ stöhnen die Schüler von Rainer Wenger in der Projektwoche mit dem Thema Autokratie. Schließlich kann so etwas in Deutschland nicht mehr passieren, sind ja alle aufgeklärter als damals und das Thema wird in der Schule schließlich bis zum Erbrechen exerziert. Das kann Herr Wenger so nicht im Raume stehen lassen, und er wagt ein Experiment. Zunächst mit ein bisschen Disziplin, die Schüler müssen aufstehen zum Sprechen, ihn mit „Herr Wenger“ ansprechen, gerade sitzen usw. Im Laufe der Woche steigert er die Übungen auf Erkennungszeichen der Gruppe (weiße Hemden), ein Logo, einen Namen (Die Welle) und sogar einen Gruß. Fasziniert stellt er dabei fest, dass seine ach so aufgeklärten Schüler mit Begeisterung mitmachen, ein Gruppengefühl entwickeln, besser mitarbeiten und die anfängliche Fragestellung schnell vergessen. Doch nach und nach entwickelt das Experiment auch seine Schattenseiten…
Von dem Experiment und dem Buch hat wohl schon jeder gehört, und viele haben es bereits gelesen oder gesehen. Dieser Film versetzt die Geschichte ins Jetzt und Hier, an eine Schule irgendwo in Deutschland, mit Schülern wie es sie wohl überall gibt: Der Außenseiter, die Sportskanone, die Ökotante, den Klassenclown, die Hip-Hopper, den Türken, den Streber und und und. Dass diese Figuren bisweilen recht stereotyp sind, ist wohl gewollt – die Welle kann schließlich jeden erwischen. Gansel schafft es überzeugend, die Jugendkultur überzeugend realistisch und glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen, was bei vielen anderen einfach nur peinlich geraten wäre. Auch handwerklich weiß Gansel zu überzeugen, Kameraarbeit, Schnitt und Soundtrack sind vom feinsten, und müssen sich vor internationalen Produktionen nicht verstecken – ganz so, wie es der neue deutsche Film in den letzten Jahren immer öfter unter Beweis stellt. Die größte Leistung ist es aber, wie auch der Zuschauer von der Welle mitgerissen wird. So wie Lehrer Wenger die Schüler manipuliert, so manipuliert Regisseur Gansel gekonnt sein Publikum. Zu sehen, wie eine Schar verwöhnter, übersättigter Einzelkämpfer Teamgeist entwickelt, wie jeder Einzelne nun seine eigenen Interessen hinter die der Gruppe zurückstellt, und auf einmal alles funktioniert, ob nun Theaterprobe oder Wasserballspiel – es ist ein Genuss, dem man sich nur schwer entziehen kann. Somit gelingt Gansel, das Experiment auf sein Publikum auszuweiten und jeden einzelnen die Faszination der Welle am eigenen Leib spüren zu lassen. Respekt. (9)