von Matthew Vaughn, mit Charlie Cox, Claire Danes, Robert DeNiro, Michelle Pfeiffer, Ian McKellen und Peter O’Toole
Schaut der Google-Earth erfahrene Leser sich England genauer an, so findet er vielleicht den Ort Wall. Schaut er noch genauer hin, so entdeckt er vielleicht auch die Mauer, die dem Ort seinen Namen gab. Schaut er ganz genau hin, so entdeckt er mit viel Glück die eine Stelle, in der die Mauer ein Loch hat, und mit ganz viel Glück auch den Wächter, der dieses Loch gemäß einer uralten Tradition bewacht. Und genau hier beginnt unser Film.
Der junge, unerfahrene und schwer verliebte Tristan hat seiner Angebeteten Victoria versprochen, ihr als Liebesbeweis eine Sternschnuppe zu schenken. Sie will zwar eigentlich in einer Woche jemand anders heiraten, stimmt dem Deal aber amüsiert zu. Gesagt, getan macht Tristan sich also auf den Weg auf die andere Seite der verzauberten Mauer, die eine Grenze zu einem magischen Königreich namens Stormhold ist. Dort angekommen findet er auch die Sternschnuppe, die sich, so dämlich es klingen mag, als überaus hübsche junge Frau entpuppt. Seinem Versprechen folgend muss Tristan nun versuchen, Yvaine zurück in seine Welt zu bringen. Allerdings haben andere Leute ganz andere Pläne mit ihr: Die Hexe Lamia möchte ihr das Herz rausschneiden, um unsterblich zu werden, und die Prinzen des verstorbenen Königs brauchen ihr Amulett, um den Thron zu besteigen. Klar, das Yvaine wenig begeistert von diesen Plänen ist, und Tristan ist mit seiner Rolle als strahlender Retter noch ein wenig überfordert – bis sie auf Piraten treffen…
Gut, die Story (auf Basis des Romans von Neil Gaiman) hörte sich für mich anfangs auch ziemlich abstrus an. Aber diese Fülle an Ideen, Wendungen und Handlungsfäden in einen kurzen Abriss zu packen, ist schwierig – Sinn macht es erst, wenn man den Film sieht. Aber keine Panik, die Geschichte beginnt zunächst so gemächlich, dass man Zeit hat, sich hereinzufinden, und zieht dann langsam, aber sicher ihr Tempo an, bis diese fremde Welt einen unbemerkt in ihren Bann zieht. Erfrischend an ihr ist, dass sie kein Herr der Ringe-Trittbrettfahrer wie Narnia oder Eragon ist, sondern eine eigenständige, originelle und vor allem witzige Interpretation des Fantasy-Genres, mit Hexen, Prinzen, Strenen und Piraten. Die Figuren agieren in ihr wunderbaren Welt ohne überzogenen Ernst, sondern als echte Briten immer mit dem nötigen Understament und viel Wortwitz. Claire Danes und Charlie Cox geben ein wunderbares Paar im Screwball-Stil ab (dass sie sich kriegen, ist einem von Anfang an klar), aber auch die bis in Nebenrollen besetzten großen Schauspielern stehen dem in nichts nach, hier erlebt man Spielfreude pur. Highlight ist und bleibt aber Robert DeNiro als Oberpirat Captain Shakespeare, der fürs Image seine sinnliche Seite zu verdrängen versucht – grandios.
Der Zuschauer bekommt hier keinen totgescreenten, gehypten Einheits-Kinobrei zu sehen, sondern ein Feuerwerk an originellen Ideen, tollen Schauspielern, einer witzigen, schlüssigen und vor allem schönen Geschichte sowie imposanter, aber unaufdringlicher Optik zu sehen. Ein echter Geheimtipp, der im Kino aber vermutlich untergehen wird. Schade, wer diesen Film erlebt hat, wird den CanCan für immer mit anderen Augen sehen … (9)