The Fighter

The Fighter

von David O. Russell, mit Mark Wahlberg, Christian Bale, Melissa Leo und Amy Adams

The Fighter - DVD-Cover - amazon.de

Dicky Eklund wäre einst fast Box(welt?)meister geworden. Aber nur fast. Das ist nun schon eine Weile her, aber er und Mutti arbeiten immer noch an seinem Comeback. Passenderweise wird gerade ein Dukumentarfilm über ihn gedreht, so dass das Comeback nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Die vertreibt er sich mit dem Training von seinem kleinen Bruder Micky, der, von Mutter und Bruder unbemerkt, auch eine große Boxzukunft vor sich hätte. Wenn Mutti und Dicky nicht seine Manager/Trainer wären. Denn während Mutter Alice immer noch auf Dicky Karriere fixiert ist und für Micky nur zweitklassige Kämpfe organisiert, hängt Bruder/Trainer Dicky statt beim Training des kleinen Bruders lieber crackrauchend bei Freunden ab – nicht gerade karrierefördernd. Doch die Familie schafft es routiniert, die Tatsachen zu verdrängen und weiterzumachen wie bisher. Bis Micky die äußerst hübsche und dazu noch schlaue Kellnerin Charlene trifft…


Meine Herren. Selten deprimierte mich ein Film mit einem so tiefen Blick in die Abgründe des amerikanischen Arbeitermilieus wie dieser – Mickys Famile ist ein Alptraum. Die Mutter eine herrische, auftoupierte Kettenraucherin, der Bruder ein cracksüchtiger, nichts auf die Reihe bekommender Dauerblödler, die Schwestern gruselig abgetakelte Abbilder ihrer übermächtigen Mutter, nur der Vater ist halbwegs bodenständig, aber machtlos gegenüber all der Frauenpower – und mittendrin Micky, unfähig, sich von all dem zu befreien.

Die familiären Abgründe nehmen einen in der ersten, sehr trostlosen Filmhälfte in Anspruch, bevor sie in der zweiten Hälfte durch eine Reihe von Ereignissen durcheinandergeraten, bis Micky am Ende endlich seinen Triumpf feiern kann. Bis dahin ist der Film eine Mischung aus Sozialdrama und Rocky. Die Gänsehaut stellte sich bei mir dann aber zum Nachspann ein, als die echten Brüder in einem kurzen Video gezeigt werden. Da wurde mir klar, welche Glanzleistung Christian Bale erbracht hat. Mimik, Gestik, Sprache, selbst die Figur sind eine meisterhafte Kopie des echten Dicky Eklund. Die Leistung, dies zu vollbringen, lässt sich für mich nur in Ansätzen ermessen – er muss für die Kamera seine ganze Persönlichkeit aufgelöst und völlig neu aufgebaut haben, um eine Dicky Eklund so stimmig zu imitieren – der Oscar dafü ist mehr als angebracht, und Christian Bale für mich nun endgültig in die Reihe der besten Charakterdarsteller dieser Zeit aufgestiegen. Wow.

Mit-Preisträgerin Melissa Leo in der Rolle von Mutti Alice Ward spielt nicht minder brillant. Ich habe sie gehasst. Mit jeder Faser meines Körpers. Aber doch verfällt sie in ihrer Rolle nicht in Stereotype, sondern schafft es, einen Menschen darzustellen. Und wenn zum Finale Alice und Charlene zusammen am Boxring sitzen wie Mutter und Tochter, sich in Ansätzen ausgesöhnt haben, dann überzeugt das. Schafft nicht jeder.

Natürlich soll auch Amy Adams Leistung nicht unerwähnt bleibt, die hier zeigt, dass sie nicht nur Disney-Prinzessinnnen-Dummchen spielen kann, sondern auch echte (und sehr heiße ;-)) Charakterrollen. Mark Wahlberg schließlich hält sich mit seiner Leistung, das unterstelle ich mal zu seinen Gunsten, zugunsten seiner zuvor erwähnten Kollegen vornehm zurück, er spielt die Rolle als einzig vernünftiges Familienmitglied sehr vernünftig.

Zusammenfassung: Hochkarätigst gespieltes Sozial-Box-Drogendrama mit Liebesgeschichteneinschlag und Happy End, dazu noch basierend auf einer wahren Geschichte. Hört sich komisch an, ist aber sehr sehenswert. (9/10)

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