von Ridley Scott, mit Leonardo DiCaprio, Mark Strong und Russell Crowe
Bei einem Film von Ridley Scott muss man nicht groß aufs Handwerk schauen, bei Kamera, Schauspieler, Ton, Schnitt etc. erwartet man erste Liga und wird, wie auch in diesem Film, nicht enttäuscht. Umso wichtiger ist da der Blick auf die Story und die Botschaft des Films. Und in dieser Hinsicht weiß der Film, dessen deutscher Titel geschickt das Remake eines Klassikers vortäuscht, nicht zu überzeugen. Für das konservative Publikum steht Russell Crowe in seiner bisher unsympathischsten Rolle als der knallharte, rüpelhafte Cowboy, der ohne Verständnis von Land und Kultur Einsätze befehligt, während er die Kinder zur Schule bringt. Auf der liberalen Seite findet sich DiCaprio, der als imtimer Kenner von Land und Leuten deutlich gezielter zu Werke geht, würde ihm sein Chef aus klimatisierten Kontrollräumen auf der anderen Seite der Erdkugel nicht ständig dazwischen funken. Letzteres ist immerhin ein etwas differenzierterer Standpunkt, aber so richtig Stellung beziehen möchte Scott auch nicht; Ferris letzte Konsequenz, seine Kündigung, erscheint da wie ein Einknicken der Vernunft gegenüber der Unvernunft.
Wenig überzeugend bleibt auch die Darstellung der Einheimischen: Zwischen superbösen filzbärtigen Terroristen und edlen, armani-gekleideten oder als Krankenschwester arbeitenden Freunden gibt es nur wenige Grautöne. Auch die Motive der Terroristen oder der sympathisierenden Bevölkerung werden nur am Rande gestreift, die Chance, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und die Ursachen aufzudecken, wird nicht genutzt. Stattdessen bleibt es bei einer schwarzweißzeichnung der Welt zwischen Gut und Böse, bei der Scott der arabischen Welt immerhin einige Protagonisten zugesteht, um zu zeigen, dass nicht alle Araber böse sind. Na gut, der Film muss schließlich Kasse machen, und dem wäre allzu großer Tiefgang eben abträglich. Immerhin gelingt Scott eine recht gute Darstellung des Status Quo, bei dem im Kampf gegen den Terrorismus alle High-Tech gegen die steinzeitlichen Methoden der Feinde zu scheitern droht. Er plädiert für mehr klassische Geheimdienstarbeit, mit Insidern vor Ort statt Informatikern vor Bildschirmen, was sicherlich einen Großteil der Kollateralschäden vermeidbar machen würde. In Summe mag Scott sich also kein klares Statement abringen lassen und konzentriert sich lieber auf coole Bilder und popcornfreundliche Action. So bleibt der Zuschauer zwar nett unterhalten, aber doch etwas ratlos zurück. Bei so brisantem Stoff ist das doch eher schade. (6 / 10)
[Nachtrag:] In der Süddeutschen Zeitung wird sehr schön auf verschiedene Möglichkeiten zur Terrorismusbekämpfung und deren Erfolgsaussichten eingegangen: Zwei Billionen Dollar würden reichen