von Silvio Soldini, mit Margherita Buy und Antonio Albanese
Elsa und Michele führen ein angenehmes Leben. Sie promoviert gerade in Kunstgeschichte und restauriert in ihrer Freizeit alte Fresken, er ist Teilhaber eines großen Schiffbauunternehmens und fährt in seiner Freizeit auf seinem Segelboot. Denkt sie zumindest, denn nach ihrer Doktorfeier (cum laude!) eröffnet ihr Michele, dass er bereits vor zwei Monaten aus der Firma ausgekauft wurde und sie beide seitdem von ihren Ersparnissen leben. Aber, so sagt er optimistisch, dass sei ja nicht von Dauer, schließlich ist er ja schon fleißig dabei, sich zu bewerben. Sobald er wieder Job hat, geht es wieder weiter. Doch das tut es nicht, wie selbst Michele nach einiger Zeit erkennen muss. Und so weicht die große Eigentums- einer kleinen Mietwohnung, das Boot wird verkauft, das Fresko wir von anderen restauriert und beide müssen sich mit Gelegenheitsjobs in Callcentern oder als Kurier über Wasser halten. Mit der Zeit bekommt natürlich auch Tochter Alice Wind von der Sache, was der ohnehin schon angespannten Stimmung des Ehepaares den Rest gibt, und es kommt zu allem Überfluss auch noch zum handfesten Familienzoff.
Diesen Film als ruhig zu bezeichnen, ist ein milde Untertreibung – die 90 Minuten ziehen sich endlos dahin. Wer in diesem Film darauf wartet, dass irgendwas passiert, wird enttäuscht. Silvio Soldini konzentriert sich voll und ganz auf die Krise der Familie, vor allem auf die Auswirkung der Krise auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Familie. Zum erstenmal sind sie gezwungen, sich bewusst miteinander auseinanderzusetzen und zu erkennen, wie weit sie sich eigentlich schon auseinandergelebt haben. Er präsentiert uns keine romantische Geschichte mit Happy End, sondern ungeschönten Alltag in seiner ganzen Härte, die gleichzeitig eine Chance für Betroffenen darstellt, zueinander zu finden. Ob das nun unbedingt realistisch ist, sei mal dahingestellt. Wer also einen Film sucht, mit dem er dem Alltag entfliehen kann, der ist hier falsch. Eher schon sind Freunde von Beziehungsdramen hier ngesprochen, die allerdings gut ausgeschlafen in diesen Film gehen und sich anschließend heitere Lektüre zum Ausgleich gönnen sollten. (6 / 10)