Finnischer Tango

Finnischer Tango


von Buket Alakus, mit Christoph Bach und Mira Bartuschek

Finnischer Tango
Finnischer Tango

Alex sitzt mit seinem Akkordeon auf der Straße. Einer seiner besten Freunde hat sich das Leben genommen, der andere beste Freund ist deswegen auf ihn sauer, eine Job hat er nicht. Auch seine Leidenschaft, finnischer Tango, hilft ihm nicht wirklich weiter. Erst ein Hinweis auf einen Job in einem Behindertentheater bringt ihn auf eine glorreiche Idee: Er gibt sich kurzerhand als Epileptiker aus, der notwendige Ausweis ist schnell geklaut, und fängt nicht nur im Theater an, sondern nistet sich auch gleich in der zugehörigen WG ein. Zwangsläufig muss er sich nicht nur mit der hübschen Betreuerin Lotte, sondern auch dem depressiven Rudolph, der Trisomikerin Marilyn und ihrem rollstuhlfahrenden Freund Clark einlassen – die natürlich erstmal darauf bestehen, dass er seinen Epileptiker-Helm trägt. Zähneknirschend erträgt er die WG mit all ihren Macken und Absonderlichkeiten – und muss mit der Zeit erkennen, dass die „Behinderten“ ihm in vielerelei Hinsicht weit voraus sind. Nebenher muss er noch seine Schulden beim Hevy-Metal-Sänger Steini begleichen, der bei Geld wenig zimperlich ist. Als dieser der WG einen Besuch abstattet und seine liebgewonnenen Mitbewohner bedroht, muss Alex erkennen, dass er sich nicht ewig verstecken kann, sondern irgendwann einmal Verantwortung für sein Leben übernehmen muss…

Unscheinbarer kann ein Film kaum sein – 6 Wertungen bei IMDb, unbekannt bei Filmstarts.de und läuft nur im wohnzimmergroßen Kino 3 der Passage. Aber gerade diese unscheinbaren Werke haben es oft in sich, und dieser Film ganz besonders. Mit einer, sorry Leute, größenteils unbekannten, aber durch die Bank weg grandiosen Darstellertruppe lässt uns Regisseurin Buket Alakus eine unglaublich herzliche, witzige, tragische, rührende Geschichte erleben. Statt die naheliegenden Klischees von Behinderten oder die übliche Romantikschiene zu bedienen, präsentiert sie uns eine unübliche Geschichte über Verantwortung und das Erwachsenwerden. Selbstbewusst wie die WG Bewohner erzählt sie die Geschichte auf ihre Weise und gewinnt mit frischen Ideen, Humor, tollen Bildern, einer runden Handlung und vor allem viel Herzblut unser Herz – lange hat mich ein Film nicht mehr so bewegt. Von ihr wird man sicher noch viel Gutes sehen, und auch sie darf sich mit Stolz als ein weiteres Aushängeschild des neuen deutschen Films betrachten dürfen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass für große Filme auch kleine Budgets reichen, wenn man was zu sagen hat – weiter so! (9)

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