No Country for Old Men

No Country for Old Men

von Joel & Ethan Coen, mit Josh Brolin, Javier Bardem, Tommy Lee Jones und Woody Harrelson
No Country for Old Men - DVD bestellen bei amazon.de„Kein Land für alte Männer…“ stellt Sheriff Ed Tom Bell entmutigt fest. Mitten in der Wüste ist nämlich ein Drogendeal geplatzt, und jetzt liegt ein Haufen tote Mexikaner und ein toter Hund mitten in seinem Revier in der Wüste. Was er dort nicht findet, sind 2,4 Millionen Dollar. Die hat nämlich Llewelyn Moss, der eigentlich nur Antilopen jagen wollte und stattdessen über einen halbtoten Drogendealer samt Geldkoffer stolperte. Dessen größte Sorge sind nun nicht der amtsmüde Sheriff, sondern der bizarr frisierte Auftragskiller Anton Chigurh. Dieser zieht nicht nur eine weitere Spur von Leichen hinter sich her, sondern meist auch eine Druckgasflasche für sein Bolzenschussgerät, welches er, ganz der Praktiker, sowohl zur Hinrichtung von Leuten als auch zum Öffnen von Türen einsetzt. Da er im Rahmen seines Auftrags auch die Handlanger seines Auftraggebers umlegt, setzt der noch den Kopfgeldjäger Carson Wells auf Anton an. All ihre Wege werden sich auf die ein oder andere Weise kreuzen, fraglich ist nur wer überlebt. Und wie.

Wie gesagt: Oscar-Zeit, Kino-Zeit. Fantastische Kameraarbeit, göttliche Dialoge, brilliante Darsteller, geniale Regie, es fällt schwer noch Superlative zu finden, die die Filme der letzten Wochen noch differenzieren können. Technisch und filmisch setzen sie alle höchste Maßstäbe und sind ein Genuss für Cineasten; letztlich liegen die Unterschiede nur noch in der Geschichte und ihrer Botschaft.
No Country for Old Men basiert auf dem gleichnamigen Roman von Cormac McCarthy, und wurde von den Coen-Brüdern nun gewohnt meisterlich umgesetzt.
Javier Bardem als Killer schreibt dabei Kinogeschichte. Mit seiner Darstellung des Anton Chigurh mit Prinz-Eisenherz-Look, über den sich niemand lustig machen wird, reiht er sich mühelos in die Riege der besten Psychopathen aller Zeiten ein, und sein Bolzenschussgerät werden wir noch lange in unsere Alpträume einschließen. Rollenbedingt kann Josh Brolin das natürlich nicht erreichen, sein Moss kehrt dafür in den Olymp der lakonischsten und abgerühtesten Filmhelden ein; er und John McLane wären mit Sicherheit beste Freunde. Tommy Lee Jones schließlich hat meine Worte nicht mehr nötig, er spielt nicht, er ist Ed Tom Bell.
Der Film selber ist in den ersten zwei Dritteln Unterhaltungskino vom Feinsten, kantige Charaktere, brilliante Dialoge und packende, fantastisch choreographierte Verfolgungsjagden geben sich hier die Klinke in die Hand. Aufmerksamkeit ist dabei allerdings ständig gefragt, denn erklärt wird nicht viel, und als Zuschauer muss man sich vieles selbst zusammenreimen. Im letzten Drittel dann schlägt der Film recht abrupt um, und sorgt nachfolgend für reichlich Diskussionsbedarf fürs Bier danach: Das Tempo wird zurückgefahren, die Handlung offener, und einen klassischen Showdown darf man bei den Coens auch nicht erwarten. Wer damit ein Problem hat, ist bei Bruckheimer sicher besser aufgehoben.
Somit setzen die Regisseure wieder mal neue Maßstäbe, sie durchbrechen die üblichen Erzählstrukturen, bieten keine glänzenden Hauptfiguren zur Identifikation, bzw. lassen sie nach den erwähnten zwei Dritteln in den Hintergrund (bzw. ab-) treten. Tatsächlich dreht sich ihre Geschichte um den noch weniger als Identifikationsfigur geeigneten Sheriff, dessen Worte den Film einklammern, sein Anfang und sein Ende sind. Er ist amtsmüde, desillusioniert und erkennt schließlich, dass er die Welt nicht mehr besser machen kann. Zumindest nicht, ohne sein Leben auf’s Spiel zu setzen. Und diese Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen Versagen und Pflicht, fällt er schließlich. Ohne eine Münze werfen zu müssen. (10)

P.S.: Wer, wie ich, am Ende nicht mehr folgen konnte: Antworten oder zumindest Interpretationsansätze findet der irritierte Kinozuschauer in den FAQs zum Film.

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