„Ruhe jetzt, Schwermütiger! Bald geht es Dir besser.“ … ??? Mit diesem nur bedingt aufmunternden Albumtitel wurde bereits Ende des letzten Jahres der Künstler Konstantin Gropper und sein Projekt Get Well Soon als kleines Independent-Musik-Wunder Deutschlands angekündigt. Diese Ankündigung erweist sich als berechtigt, wie man nach dreimaligem Hören der Platte freudig überrascht feststellen kann. Dabei ist es weniger als Wunder zu bezeichnen, dass Konstantin Gropper gebürtiger Schwabe ist, worauf in jeder Rezension hingewiesen wird, als ob Schwaben grundsätzlich unmusikalisch oder independent-unfähig wären.
Auch seine Ausbildung an der Popakademie Mannheim sollte nicht über eine Randnotiz hinauswachsen. Das eigentlich wunderbare an dem Album Rest now weary head… ist die ausgewogene Mischung aus schwereloser Leichtigkeit und oppulenter Schwermütigkeit, das dreiste und doch huldigende Geklaue bei Bright Eyes und Radiohead und die nun wirklich absolut independent-tauglichen, bis zu zehn Wörter langen Songtitel.
Wie es sich für leicht verkopfte Musik gehört, beginnt das Album nicht mit einem ersten Lied, sondern mit einer „Prelude“. Dessen Lyrics bestehen im Wesentlichen aus dem Albumtitel, der sehr oft erst spartanisch und später oppulent orchestriert vorgetragen wird. Was hier albern klingen mag, ist in Wirklichkeit ein sehr gelungener Einstieg in das Album. Das erste Highlight „Christmas in adventure parks“ klingt so sehr nach Bright Eyes, dass Conor Oberst sich ärgern wird, es nicht selbst geschrieben zu haben. Lediglich die Zeile „In Alaska – there’s no refridgerator needed – It’s always cold and cold and cold…“ hätte bei den Bright Eyes wohl nie den Weg auf ein Album gefunden. „If that hat is missing I have gone hunting“ ist fast schon so etwas wie eine Hitsingle, während man bei „We are safe inside while they burn down our house“ einfach nicht glauben kann, dass es sich nicht um Thom Yorke handelt, der da so hoffnungsvoll singt.
Und dann kommt der Moment, wenn man plötzlich mit offenem Mund vor der Anlage (oder auch in der S-Bahn) verharrt. Der Moment, in dem man bemerkt, dass es sich bei „Born slippy“ tatsächlich um DAS „Born slippy“ von Underworld handelt, die Electronic-Hymne aus Trainspotting, die Mitte der 90er Jahre auf keiner Studentenparty fehlen durfte. In diesem einzigen Song offenbart Konstantin Gropper seine ganze Stärke: Das Lied ist dicht am Original und doch schon allein aufgrund der neuen, akustischen Instrumentierung ganz weit weg. Der Gesang ist eine perfekte Kopie und klingt dennoch vollkommen eigenständig. An dieser Stelle so zu klingen, als hätten Underworld einem das Lied auf den Leib geschrieben, verdient den vollsten Respekt.
Sicher, Rest now weary head… hat auch seine schwächeren Momente, aber, hey, das ist ein Debut! Wollen wir also nicht zu hart ins Gericht gehem mit den zu gewichtigen Bläsern in „You, aurora, you, seaside“, dem Pathos und Kitsch in „Witches! Witches! Rest now in the fire“ und dem etwas bemühten Songwriting von „Help to prevent forest fires“. Das Album endet konsequenterweise mit der „Coda“ und bei einem kurzen, wohligen Seufzer nimmt man zur Kenntnis, einem kleinen deutschen Independent-Musik-Wunder beigewohnt zu haben.
(8 Punkte)