von Tony Gilroy, mit George Clooney, Tom Wilkinson und Tilda Swinton
Michael Clayton ist ein Ausräumer. Wenn irgendjemand Mist baut, ist er da, telefoniert, verhandelt, berät. So erfolgreich er dabei ist, so unzufrieden ist der gelernte Anwalt damit, aber er ist der Beste und für seinen Chef unverzichtbar. Und Zeit für Trübsal lässt ihm sein neuester Auftrag sowieso nicht. Kollege und Freund Arthur Edens vertritt schon seit Jahren einen Chemiekonzern gegen eine Sammelklage, als er sich während einer Vernehmung splitterfasernackt auszieht, Shiwa nennt und die Zeugen barfuß auf die Straße jagt. Michael wäre nicht Michael, wenn er den Schaden nicht eingrenzen könnte und den Kunden, vertreten durch die eiskalte Konzernanwältin Karen Crowder, beschwichtigen könnte – doch im Gespräch mit Arthur kommen Zweifel in ihm auf. Ist hier eine Vertuschung im Spiel? Ist Arthur nicht dem Wahnsinn verfallen, sondern hat er einfach nur sein Gewissen entdeckt? Und woher kennt sein Chef den Inhalt von Arthurs Telefonaten? Bevor er all dem näher auf den Grund gehen kann, ist Arthur plötzlich tot und Michaels Wagen in die Luft geflogen. Er beginnt den Fall persönlich zu nehmen – und zu Ende zu bringen …
Nominiert für sieben Oscars gab es immerhin einen für Tilda Swinton, die ihre Rolle einer abgebrühten Konzernanwältin auch wirklich bravourös spielt. Ihre Karen Crowder ist eine Frau, die sich in einer gnadenlosen Männerwelt nach oben gearbeitet hat und dementsprechend perfektionistisch und skrupellos ist. Sie muss im Räderwerk eines Großkonzerns perfekt funktionieren und gönnt sich Gefühle allenfalls in der Abgeschiedenheit einer Toilettenkabine. Auch George Clooney brilliert gewohnt, seine Darstellung des Michael Clayton, der das Szepter des David im Kampf gegen den übermächtigen Goliath von einem den Dreiklang der Schauspielkunst perfekt machenden Tom Wilkinson übernimmt, steht Swintons Leistung in nichts nach.
Um dieses Ensemble spinnt Tony Gilroy kunstvoll einen spannenden und aufwühlenden Thriller, der sich dem dem Zuschauer nicht obszön darbietet, sondern von diesem erschlossen werden möchte. Das dankbare Thema des Kampfes David gegen Goliath drängt sich geradezu auf, nur dass Goliath eine Chemikonzern ist, für den David mal gearbeitet hat, und der in seiner Unübersichtlichkeit ein Eigenleben entwickelt hat. Der dazugehörige Selbsterhaltungstrieb zeigt sich in allen seinen Facetten, von legal bis illegal, vom Konferenzraum bis hin zu Mord. Perfektion zeigt sich auch hier, der Tod von Arthur Edens ist ein Ballett der routinierten Tötung, das Opfer chancenlos. In seiner Beiläufigkeit, Perfektion und Grausamkeit ist er das Erschütterndste, was ich seit langem auf der Leinwand gesehen habe. Doch so wie David trägt auch in dieser Geschichte der Held einen Sieg davon, der die Rachegelüste des Publikums befriedigt, und es zufrieden und unterhalten wieder in die kalte, grausame Welt da draußen entlässt.
Alles in allem eine perfekte Einstimmung auf die OSCAR-Nacht, ein intelligenter, packender Thriller der Oberklasse, mit fantastischen Schauspielern, toller Optik und einer wohlentwickelten Handlung. Kino, wie es sein sollte. (9)