von Wes Anderson, mit Adrien Brody, Owen Wilso, Jason Schwartzman, Angelica Jouston, Natalie Portman und Bill Murray
Unvermittelt finden sich die Brüder Francis, Peter und Jack Whitman mitsamt ihrer elf Koffer, einem Drucker und einem Laminiergerät in der indischen Wüste ausgesetzt. Eigentlich wollten sie ja, wohl organisiert vom ältesten Bruder Francis, im luxuriösen Schlafwagen durch Indien reisen, um zu sich selbst und zu ihrer Mutter zu finden. Schließlich ist ihr Vater gerade verstorben, die Mutter schon vor Jahren ins indische Kloster ausgewandert und die Jungs haben auch nur noch losen Kontakt. Aber aufgrund einiger Zwischenfälle mit Giftschlangen, rezeptfreien indischen Schmerzmitteln auf Opiumbasis, Pfeffersprayattacken und einem Intermezzo mit der Servierdame hat der Zugchef sie aus Sorge um die Gäste aus dem Zug geworfen. So setzen sie nun, fernab jeglicher Zivilisation und Organisation, kurzerhand zu Fuß ihren Weg fort – dass in einem Land wie Indien natürlich noch weitere Zwischenfälle auf sie warten, ist klar. Aber davon lassen sich die nicht minder exotischen Whitman-Brüdern nicht unterkriegen lassen – die Frage ist nur, wie…
Herrlich. Was der Regisseur und Mitautor Wes Anderson hier an skurrilen Leuten und Begebenheiten zusammengestellt hat, sucht seinesgleichen – und hat dafür mit Indien den perfekten Schauplatz gefunden. Zunächst stimmt der bereits 2002 gedrehte Kurzfilm „Hotel Chevalier“ uns auf die Vorgeschichte von Jack ein, die anschließend im Hauptfilm weitergeführt wird. Im eigens gebauten Zug, dessen Design aus verschiedenen indischen Stilrichtungen zusammengeklaut zum einen die perfekte Kulisse für die Whitmans dient, zum anderen auch die nötigen technsichen Voraussetzungen für schienengebundene Dreharbeiten bietet, lässt er die verschrobenen Whitmans aufeinander treffen, bevor in der zweiten Hälfte Indien selber als Kulisse dient. Wobei in beiden Fällen die indische Lebensart den wohlvorbereiteten Drehplan ein ums andere Mal aus dem Ruder laufen ließ und Improvisationtalent erforderte – etwa wenn aufgrund von Gleisblockaden der Waggon kurzerhand auf einen LKW durch die Gegend gefahren wurde.
Die hochklassigen Schauspieler gehören größtenteils zu Wes Andersons Stammensemble, neu hinzugekommen sind nun Natalie Portman, Adrien Brody und Jason Schwartzman. Alle finden sich wunderbar überzeugend in ihre Rollen ein, so dass die Geschichte voll zum tragen kommt. Denn so abstrus und wendungsreich die Handlung ist, so wird sie doch immer noch immer noch von den eigenwilligen, meist stoischen Reaktionen der Akteure übertroffen. Ob nun Züge sich verfahren, entflohene Kobras mit Bratenwendern gefangen werden oder mal schnell für die Selbsterkenntnis meditiert wird – die wahre Schauspielerei findet zwischen den Dialogzeilen, hinter unbewegten Mienen statt, was erstmal gelernt sein will. Die Art und Weise, wie die Whitmans permanent aneinander vorbeireden, findet ihren Höhepunkt im Ausspruch ihrer Mutter, man möge sich doch bitte ohne Worte unterhalten, das ginge besser. Und wenn die Brüder am Ende doch endlich zueinander und zu sich selbst gefunden haben, mit ihren Koffern auch im übertragenen Sinne auch ihren seelischen Ballast zurücklassen, um mit dem Leben endlich fortzufahren, wird einem erst bewusst, welchen Weg man mit den Brüdern bereits zurückgelegt hat. Im Nachhinein nämlich einen ziemlich weiten. Ein Film für feine Nasen. (9)