Man verzeihe das Wortspiel (der Name Bon Iver ist vom französischen „Bon Hiver!“ abgeleitet). Bei dem missratenen Sommer bisher findet das wahrscheinlich auch niemand witzig, aber versprochen: Wer sich das zweite Album von Bon Iver zulegt und sich den aus Sternenstaub gemachten Melodien überlässt, dem ist das Wetter sehr schnell sehr egal.
Tobe
LIVE: Death Cab for Cutie (Support: The Head and the Heart)
Die schlechte Nachricht: Das 2008er Konzert von Death Cab for Cutie war um Längen besser als das diesjährige. Natürlich gab es auch diesmal Höhepunkte. Alleine „I’ll follow you into the dark“ von Ben Gibbard solo gespielt, „I will possess your heart“ mit dem überwältigendem, komplett vorgetragenem Intro und schließlich der Song, seit dem man in diese Band vernarrt ist, „Transatlanticism“, lohnen den Konzertbesuch. Dazwischen aber eine viel zu lange, unstrukturierte Setlist, lieblos und zu schnell herunter gespielte Songs wie z.B. das (eigentlich wunderbare) „Marching Bands of Manhattan“, ein völlig zappeliger Ben Gibbard, der sich selbst bei ruhigen Stücken bewegt wie jemand, der zum ersten Mal auf Schlittschuhen steht, und dann auch noch das total vergeigte (eigentlich grandiose) „You are a tourist“, erste Single ihres neuen Albums Codes and Keys.
Jetzt aber die gute Nachricht: Wir haben THE HEAD AND THE HEART gesehen!
„Jan Plewka singt Rio Reiser“ im Hamburger Schauspielhaus
Entweder man ist in den Siebziger Jahren aufgewachsen und hat sich den Deutschen Herbst mit der Musik von Ton Steine Scherben untermalen lassen. Oder man ist in den Neunziger Jahren groß geworden und hat sich an der Musik von Selig berauscht. Im besten Fall ordnet man beide Bands unter den besten fünf deutschsprachigen Musikgruppen aller Zeiten ein. In jedem Fall liegt ein Besuch der Veranstaltung „Jan Plewka singt Rio Reiser“ nahe und man wird es kaum bereuen, denn man erlebt einen Abend, den man nicht wieder vergessen wird.
R.E.M. – Collapse Into Now
Wird das später mal schön, wenn man im Alter so entspannt sein wird wie die mittlerweile etwas ergrauten Herren von R.E.M. Da unterhält man sich in Interviews lieber über gutes Essen, als über die Musik auf seinem neuen Album. Auf den begleitenden Pressefotos gucken Michael Stipe, Mike Mills und Peter Buck auch dermaßen laid-back, als könne ihnen der Rest der Welt eh nichts mehr anhaben. Zu recht. Denn mit Collapse Into Now haben R.E.M. fast schon klammheimlich ihr bestes Album seit 15 Jahren veröffentlicht.
Bright Eyes – The People’s Key (feat. Coyote Song)
Eventuell wurde an dieser Stelle schon mal erwähnt, dass Conor Oberst der begnadeteste Songwriter und -texter ist, den das vergangene Jahrzehnt hervor gebracht hat und der uns zu der bleiernen Ära aus Bush-Administration und Irakkrieg den Soundtrack lieferte. Leider scheint sein unfassbares Talent dazu zu führen, dass er seine eigenen Lieder nicht in gleichem Maße zu schätzen vermag, wie wir das tun. Und so präsentiert er uns mit seiner Band Bright Eyes mal wieder eine Platte, die zwar wahrlich nicht schlecht ist, bei der einen aber auch wieder das Gefühl beschleicht, dass sie noch viel besser hätte sein können.