Kyrburg, Das Whiskymuseum (Teil2)

Edle Single Malt Whiskys im Whisky Museum
Edle Single Malt Whiskys

Whisky, Whisky, überall Whisky. Ja, am Fuße einer langen und sehr alten Kellertreppe offenbart das Whiskymuseum, bevorzugt nach einem köstlichen Essen im angrenzenden Restaurant aus Teil 1, seine Schätze. Sortiert nach Region und Sorte, finden sich in jeder Nische wahre Schätze dieser einzigartigen Spirituose: Whiskys aus der Zeit der Prohibition, Macallans sortiert nach Jahrgang bis zurück in die 50er Jahre, Springbank in allen Variationen, und all das aufgelockert mit Fässern, Werkzeugen, Gläsern, Karten und nicht zuletzt einer Bar, an der man sich Kostproben von ansonsten unbezahlbaren Whiskys zu Preisen um die 30€ gönnen kann – je Glas, versteht sich.

Erstaunlich, dass in all der Vielfalt noch Platz für die Tische ist, an denen wir gestärkt von einem erstklassigen Abendessen für das eigentlich Ereignis Platz nehmen dürfen: Der Verkostung, oder, wie es der whiskyaffine Kenner nennt, dem Tasting. Thema heute: Islay Whiskys.

Whiskytheorie

Kostbarkeiten im Whiskykeller der Kyrburg
Im Whiskykeller

Doch vorab noch etwas Theorie: Für die Herstellung schottische Whiskys lässt man Gerste erst keimen und darrt (also „röstet“) sie dann über Torffeuer. Das so gemälzte Getreide wird anschließend mit Hefe zu einer Art Bier vergoren, aus dem in mehreren Stufen der hochprozentige „New Make“ destilliert wird. Der wird etwas verdünnt, in (gebrauchte) Eichenfässer gefüllt und anschließend für einige bis etliche Jahre gelagert. Der letzte Schritt ist dann die Abfüllung in Flaschen, bevor diese edle Getränk endlich zum Genuss bereit steht.

Für den Geschmack sind mehrere Faktoren verantwortlich, wie etwa die Fässer (Bourbon, Sherry, Portwein, Wein sind gängig), die Lagerungsdauer und die Region, aus der er stammt: Highland, Lowland, Speyside und Islay. Letztere, um die es heute abend geht, sind was für Kenner. Sie sind rauchig, torfig, salzig und sind für viele die besten Whiskys der Welt. So auch für mich.

Whiskypraxis

Am reich gedeckten Tisch warten 7 ausgesuchte Kostbarkeiten auf mich; meine Begleitung entschließt sich im Hinblick auf den steilen Heimweg lieber nur als Begleitperson teilzunehmen…
Als Amuse-Bouche begrüßt uns ein Blended Whisky im verpönten Tumbler, in dem alle folgenden Sorten ihren Eingang fanden. Nach Meinung unseres Gastgebers und Hausherrn Horst Kroll, Keeper of the Quaich, einer der wenigen akzeptablen Blended Whiskys. Doch dafür sind wir nicht angereist.

Das Tasting

7 Islay Whiskys warten auf ihre Verkostung
Volles Programm beim Tasting

Als erster „echter“ Whisky wird uns nun ein Bruichladdich in Cask Strength kredenzt, also mit 51% in Fassstärke. Er ist 19 Jahre im Portweinfass gereift, um uns nun, nach einer Pipette Wasser, mit einem leicht süßen, fruchtigen und vor allem sehr kräftigen Aroma umzuhauen.

Als zweites steht mit 43% ein Caol Ila bereit, bei dem ich zuerst lerne, wie man ihn ausspricht: [Kah-Li-La]. Soso. Während ich nach dem ersten Schluck konzentriert versuche, die Schärfe zu ignorieren, versucht Horst Kroll uns auf das sahnig-buttrige Gefühl auf der Zunge fühlen zu lassen. Nun ja, sahnig wäre nicht mein erster Eindruck gewesen, doch die Noten von Vanille und Birne erreichen mich schließlich doch.

Der dritte Kandidat ist ein alter Vertrauter: Mein geliebter 16 Jahre alter Lagavulin. Er ist der Keltenhammer unter den Whiskys, sein kräftig rauchig-trofiges Aroma kann einem schon die Schuhe ausziehen. Doch nach einer langen Arbeitswoche gibt es zum Ausklang eines Novemberfreitags wohl kaum einen besseren Gefährten am prasselnden Kaminfeuer, um sich Geschichten von schottischen Leben am Meer erzählen zu lassen.

Horst Kroll erklärt im Theorieteil die schottischen Whisky-Regionen
Horst Kroll beim Vortrag

Nach einem so kräftigem Kameraden verlangt der Gaumen nach einer kurzen Pause. Die nutzt unser Gastgeber für einen kleinen Vortrag über Geschichte und Herkunft von Whiskys. Ein kurzer Film rundet das Ganze ab, bevor uns das Geheimnis des perfekten Whiskyglases verraten wird. Am Schluss steht ein kleiner Kurs, wie Whisky richtig geschwenkt wird, nämlich gar nicht. Stattdessen entfalten sich die dem edlen Gesöff innewohnenden Aromen am schonendsten durch vorsichtiges Rollen des Inhalts zur Benetzung der Innenseite des Glases am besten, lernen wir.

Der Autor beim Rollen des Glases zur optimalen Entfaltung der Aromen
So ist es richtig: Das Glas wird gerollt

Der vierte Kandidat ist eine echte Rarität: Ein 33 Jahre gelagerter, 1976er Bunnahabhain ([Bannahäiwin]) aus dem Sherryfass wartet auf uns. Von ihm wurden insgesamt nur 275 Flaschen abgefüllt, eine davon ist jetzt leer. Fast schon beschämt schmecke ich trotz der Pause wenig von dem Karamell und den Beeren, Ingwer und Schokolade entziehen sich ganz meinen Sinnen. Jetzt nur nicht auffallen, denke ich mir, während der Chef gnädigerweise zu den letzten Whiskys überleitet.

Auf der längst schon überforderten Zunge wie auch in der Erinnerung verschwimmen die drei finalen Kostbarkeiten: Ein 6 Jahre alter Bowmore aus dem Sherryfass mit deutlicher Note von Mokka und Malz (nur 1030 Flaschen wurden davon je abgefüllt), ein 11 Jahre alter Laphroaig [La-froig] aus dem Rotweinfass (deutlich Whiskynote) und schließlich ein Ardbeg, der mir mit 57,1% endgültig die Papillen betäubt – dass wir uns nicht falsch verstehen: gut waren sie alle, nur mir selbst war am Schluss nicht mehr so gut.

Der Ausklang

Der Autor erschöpft vom Tasting
Après Whisky

Nach soviel harter Arbeit und etwas angeduselt kommt mir zum Ende des Tastings der Wasserkrug und eine zünftige Brez’n außerordentlich gelegen. John Kirkbridge nutzt die fortgeschrittene Stimmung für Folk-Weisen der etwas dreckigeren Art, die wir noch eine Weile genießen. Mit einem letzter Streifzug durch das Museum mit seinen zahllosen Schätzen beschließen wir den Abend, und machen uns den in diesem Zustand noch gefährlicheren Weg hinab ins Tal zu unserem Hotel, wo wir uns von den Eindrücken des tollen Abends beschwert umgehend ins Reich der Träume begeben.

Zusammenfassend kann man nur sagen, dass es für den Whisky-Kenner in Deutschland wohl keinen besseren, zumindest aber keine stilvolleren Ort für ein gepflegtes Whisky-Tasting unter fachkundiger, leidenschaftlicher Anleitung gibt. Mal sehen, was bei unserem nächsten Besuch auf dem Programm steht…

Fotoalbum

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