Looking for Eric
von Ken Loach, mit Steve Evets, Stephanie Bishop, Gerard Kearns, Stefan Gumbs Eric Cantona
Eric ist am Ende. Seine große Liebe und erste Frau Lily hat er seid Jahren nicht mehr gesehen, seine zweit Frau ist längst abgheauen, seine halbwüchsigen Stiefsöhne strafen ihn mit Verachtung und vertreiben sich die Zeit mit Hehlerei, Internet und Filmen wie „Shaving Ryan’s Privates“, und auch sein Job als Postbote füllt ihn kaum noch aus. Seine Freunde und Kollegen machen sich schon seit geraumer Zeit Sorgen um ihn, doch ihre Versuche ihn aufzuheitern scheitern kläglich. Eine Geisterfahrt im Kreisverkehr bringt schließlich nicht nur einen Aufenthalt im Krankenhaus und eine kaputtes Auto, sondern auch die Wendung: Erics großes Idol, der Fußballer Eric Cantona, erscheint Eric. Zwar nur vor dessen geistigem Auge, aber dafür sehr hartnäckig. Als eine Art Coach nimmt er sich Eric vor, um Lily zurückzugewinnen, seine Söhne in den Griff zu bekommen und sein Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Erste Lektion: „Nein“ sagen. Denn manchmal muss man „Nein“ sagen, um ein „Ja“ zu bekommen…
Zugegeben, man muss ein bisschen suchen, um ein Lichtspielhaus mit diesem Kleinod im Programm zu finden. Aber die Mühe lohnt sich, denn dieser Film wärmt das Herz. „Looking for Eric“ ist eine Belgisch-Französisch-Italienisch-Britische Koproduktion, aber dennoch erfreulich konsistent britisch und zurecht preisgekrönt. Ken Loach gelingt das Kunststück, aus einer zunächst trostlosen Milieustudie ein warmherziges Märchen über Liebe, Freundschaft und Familie zu erzählen, ohne dabei (zu sehr) in den Kitsch abzugleiten. Neben der brillianten Regie überzeugt Hauptdarsteller Steve Evets dabei als mit jeder Faser als verbrauchter, aber gutherziger Held, während seine Mitstreiter keinen Versuch auslassen, ihn an die Wand zu spielen. Sind seine Fußballfreunde dabei der heitere Gegenpol, sind es vor allem die ernsten Rollen, die nachhaltig beeindrucken; besonders die Rolle des schwierigeren Stiefsohnes Ryan wird von Jungdarsteller Gerard Kearns überzeugend verkörpert. Eric Cantona ist natürlich auf dem Spielfeld brillanter als auf der Leinwand, spielt sich hier aber überzeugend und angenehm selbstironisch selbst.
Wer also auf der Suche nach einer originellen Komödie ist, die zwar mit letztlich bekannter Geschichte, aber originellem Milieu, erfrischenden Figuren und fernab der immergleichen Schauplätzen ist, dem sei dieser Film ans Herz gelegt – und selbst Fußball komt drin vor, was will mann mehr… (8/10)