Von Pedro Almodóvar, mit Penélope Cruz, Lluís Homa, Blanca Portillo, José Luis Gómez, Tamar Novas und Rubén Ochandiano
Harry Caine ist Drehbuchautor, sogar ein recht erfolgreicher. Was ungewöhnlich ist, schließlich ist Harry blind. Was er nicht immer war. Als er aus der Zeitung vom Tod des Millionärs Ernesto Matel erfährt, und auch noch dessen Sohn mit der Bitte auftaucht, ein Drehbuch über das Leben des Vaters zu schreiben, bricht die Vergangenheit wieder über Harry ein. Und mit ihr die verdrängten Erinnerungen an die Zeit vor 14 Jahren, als Harry Caine noch Mateo Blanco hieß, ein erfolgreicher Regisseur war und unsterblich in Lena verliebt war, die Hauptdarstellerin seines Films – und Frau seines Geldgebers Ernesto. Natürlich kam es, wie es kommen musste. Aber es kam auch noch viel mehr, und die Wunden aus dieser Zeit sind auch vierzehn Jahre später nicht verheilt – Zeit, das zu ändern…
Mit Filmen ist es manchmal wie mit Weinen: Die einen schmeicheln sich sofort ein, sind schnell verkonsumiert und hinterlassen nichts außer einem faden Nachgeschmack und vielleicht einem Kater am Folgetag. Andere sind anfangs sperrig, später facettenreich und lang im Abgang. Und sie beschäftigen einen vielleicht noch Tage später mit ihrer Komplexität. Die Filme von Pedro Almodóvar gehören zur zweiten Kategorie. Man merkt, dass er es nicht nötig hat, sich mit seinen Filmen beim Publikum anzubiedern. Stattdessen nutzt er die Leinwand als Spielwiese zur Umsetzung seiner ganz speziellen, intensiv bebilderten, komplexen Geschichten. Und für die nimmt er sich Zeit, setzt sie Bild für Bild kunstvoll in Szene, und überlässt es dem Zuschauer, seine Schlüsse zu ziehen. Hektik kommt dabei nicht auf, Langeweile aber auch nicht. Zu interessant ist es einfach, den Figuren zuzuschauen, mit ihnen mitzufiebern und sich zu fragen, was sie wohl als nächstes machen.
Auch diesmal spielt „die Cruz“ wieder die Hauptrolle, auch diesmal zeigt Almodóvar sie wieder auf der Toilette, und auch diesmal schneidet sie wieder Tomaten. Um sie herum brilliert (wieder) die erste Liga der spanischen Schauspielkunst und all das (wieder) in prachtvollen Bildern. Bei all der Filmkunst stört eigentlich nur das Drehbuch, das besonders im letzten Drittel doch etwas nachlässt, nachdem es zu Beginn mit seinen zahlreichen Erzählebenen und Zeitsprüngen die ganze Aufmerksamkeit forderte. Aber wie schon angedeutet, die Komplexität des Films voll erfasst zu haben würde ich mir nicht anmaßen, und so bleibt mir nur festzustellen, dass dieser Film erst im Nachhinein seine Reife erreicht, nachdem er uns zunächst eher ratlos aus dem Kino entließ. Spanischer Wein eben. (8/10)
„Andere sind anfangs sperrig, später facettenreich und lang im Abgang.“
Das ist schön formuliert. Denn trotzt seiner Größe ist der Film ein wenig verschachtelt. Das macht aber Penelopé mehr als Wett.