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von Ralf Westhoff, mit Sebastian Weber, Anna Böger u.v.a.
München, Stadt der Singles. Oder auch Singlefalle: „Da sitzt Du im Café, trinkst Deinen Cappuccino, genießt den Fön und – BAM – bist Du 55 und merkst, das Du kein Leben gehabt hast…“. Solche und ähnliche Einsichten in die Welt der Singles erleben wir bei einem Speed-Dating. Zehn Männer und zehn Frauen sitzen sich gegenüber, und haben genau 5 Minuten sich kennenzulernen. Dann wird gewechselt. Mit dabei Gigolo Patrick mit seinem rosa Hemd, Nervensäge Mediha mit ihrem rastlosen Mundwerk, Controller Patrick mit seiner Checkliste, die melancholische Krankenschwester Lisa, Urbayer Stephan aus dem todlangweiligen Partenkirchen, die hübsche und reservierte Julia, der narzistische Falk, die emanzipierte Testosteronbombe Susanne und andere. Amüsiert werden wir Zeuge, wie im Gespräch Welten aufeinanderprallen, aber auch der eine oder andere Topf seinen Deckel findet…
Für sein praktisch nur aus Hauptrollen bestehendes Ensemble hat sich Regisseur eine Riege (noch) unbekannter, junger deutscher Schauspieler/innen zusammengestellt, die in 90 unterhaltsamen Minuten zeigen, was sie können. Kern des Filmes sind nicht aufwendige Kameraarbeit, Spezialeffekte oder raffinierte Musik, sondern es sind die Dialoge zwischen den Figuren; in keinem Moment pathetisch, sondern aus dem Leben gegriffen, spritzig, witzig und hervorragend beobachtet. Als Zuschauer wird es einem nie langweilig, mitzufiebern, wie eigentlich Figur A sich im Gespräch mit Figur B schlägt, und vor allem, was am Ende daraus wird. Wie ich ja immer sage: der deutsche Film ist wieder im kommen, viele neue, junge, ideenreiche Regisseure entströmen den Fimhochschulen und zeigen was sie können. Dieser Film ist ein weiteres Beispiel dafür, der den Spidermännern und Karibikpiraten zeigt, dass man auch ohne großes Budget einen unterhaltsamen Film machen kann, wenn man nur Ideen hat und sich auf das konzentriert, was einen Film interessant macht: Menschen. (8)