Goyas Geister

Goya’s Ghosts
von Milos Forman, mit Natalie Portman und Stellan Skårsgard

Spanien Ende des 17. Jahrhunderts. Ranghohe Geistliche sitzen um einen Tisch, Drucke wandern von Hand zu Hand, wir sehen Radierungen, düstere Bilder, Alpträume, Karikaturen – die spanische Inquisition tagt über Raderungen von Goya. Doch in einem der Inquisitoren, dem mächtigen Bruder Lorenzo, hat Goya einen Fürsprecher; und nicht zu vergesse lässt Lorenzo von Goya gerade selbst ein Portrait anfertigen. Eine weitere Portraitierte ist die junge Kaufmannstochter Inès, die auch bald in die Fänge der Inquisition gerät und unter der hochnotpeinlichen Befragung zusammenbricht. Goya bittet Lorenzo um Unterstützung, doch der verfolgt eigene Pläne. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf…

Ein untypischer Film. In kurzen, intensiven Abschnitten lässt und Forman Zeuge einer Geschichte werden, einer Geschichte ohne Anfang oder Ende. Forman erklärt nicht, er schafft keine Zusammenhänge. So wie die Inquisitoren zu Beginn des Filmes, so muss auch der Zuschauer seine eigenen Schlüsse zu dem Gezeigten ziehen. Auch Bei den Personen lässt Forman jedem die Wahl der Hauptperson. Klare Protagonisten gibt es nicht, Goya selbst ist seine eigene Randfigur, Inès ist schnell verwahrlost, Lorenzo geht ins Exil, Könige kommen und gehen. Sofern dies alles so beabsichtigt war, so ist Forman ein brilliantes Stück Kino gelungen, mit dem er den Kinozuschauer die Verwirrungen der damaligen Zeit im Kinosessel spüren lässt. Wermutstropfen: Die ansonsten bezaubernde Natalie Portman geht bei so viel Geschichte unter, und ihre Versuche, dagegen anzuspielen, scheitern; in V for Vendetta hat sie sich überzeugender foltern lassen. Des weiteren gibt es einige inszenatorische Schwächen: Bei Inès kommt niemand auf die Idee, sie nach 15 Jahren Kerker mal zu waschen oder zu kämmen, nein, sie läuft den Rest des Films zerzaust rum; die Garotte hat sicher auch anders funktioniert, und die Darstellung der Folter hätte man sich auch sparen können; und nicht zuletzt ist Goya reichlich naiv für jemanden, der seine Welt in seinen Bildern so lautstark kritisiert. Keine leichte Kost, nicht sonderlich mitreißend, aber innovativ. (5)

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