von Steven Soderbergh, mit Michael Douglas, Matt Damon und Rob Lowe
Liberace, hierzulande eher unbekannt, war ein begnadeter und obszön (erfolg)reicher Showpianist der 60er/70er Jahre – seine prunkvolle Show in Las Vegas brachte ihm den Titel Mr. Showmanship ein. Gerüchte, er sei schwul, bestritt er Zeit seines Lebens nicht nur aufs heftigste, sondern überzog deren Urheber auch erfolgreich mit Klagen.
Wir lernen den Star aus der Sicht von Scott Thorson, kennen, einem jungen Mann, der ihn ihn in Las Vegas nach dessen Show trifft, und quasi sofort bei ihm einziehen muss – nach Außen als Assistent und Chauffeur und Liebhaber. Im Laufe der Jahre formt Liberace den Jüngling, wie es ihm beliebt, Gesichts-Chirurgie inklusive. Ein Entkommen aus dem goldenen Käfig ist schwer, ist doch das prunkvolle Leben mehr als angenehm und der Charme Liberaces grenzenlos. Zumindest so lange, bis der nächste Jüngling vor Liberaces Scheinwerfer gerät…
Der Film basiert auf dem Buch „Behind the Candelabra“ von eben jenem Scott Thorson, der einige Jahre Liberaces engster Vertrauter war, bis er abserviert wurde und der Presse eine böse Schlammschlacht lieferte. Eben jene Jahre im Schatten des Stars schildert er im Buch, insofern bietet der Film, gepackt in unglaublich plüschig-protzige Bilder, eine halbwegs glaubwürdige Darstellung einer recht einzigartigen Beziehung zweier so unterschiedlicher Männer. Am Rande geht er auch als ein interessanter Blick hinter die Kulissen eines Superstars durch, doch all das hätte wohl niemanden ins Kino gelockt.
Der wahre Aufhänger sind die Namen: Die Frauenschwärme Michael Douglas und Matt Damon, die in Ihrer Rolle als schwules Pärchen so dermaßen gegen ihre üblichen Rollentypen besetzt sind, dass einem die grandiose Darstellung der beiden einen kalten Schauer des Staunens den Rücken runterlaufen lässt (was bei dem süsslichen Geturtel eine willkommene Abwechslung ist). Die beiden gehen dermaßen in ihren Rollen auf, dass man zweimal hinschauen muss, um sich zu vergewissern, dass sie es wirklich sind. Wobei das übertriebene Make Up sein übriges tut – ein Blick auf Rob Lowe sollte verdeutlichen, was ich meine…
Insofern ist Steven Soderbergh hier wie üblich gekonnt inszenierter Streifen Film gelungen, der wie üblich seine zahglreichen Stars gekonnt in Szene setzt. Ungewöhnlich ist, dass keine Studio bereit war, den Film zu produzieren – Begründung: zu schwul. Nun ja, auch wenn der Film das zweifellos ist, sollten wir doch dem Fernsehsender HBO (LOST, Boardwalk Empire, Game of Thrones) dankbar sein, den Film dennoch gemacht zu haben – eine Erweiterung unseres Horizonts ist er allemal. (8/10)