Die Vermessung der Welt

Die Vermessung der Welt

von Detlev Buck, mit Florian David Fitz, Albrecht Schuch, Jérémy Kapone, Katharina Thalbach und David Kross

Die Vermessung der Welt - DVD vorbestellen bei amazon.deDie Welt, Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie wird bereist von dem äußerst umtriebigen und über alle Maßen wissbegierigen Alexander von Humboldt. Kein Berg ist ihm zu hoch, kein Höhle zu tief, keine Gefahr zu groß, so dass er als einer großen Naturforscher Schiffsladungen an Exponaten in die Heimat schickte und wie kaum ein anderer das Wissen über die Welt seiner Zeit revolutionierte. Auf der anderen Seite der Welt, in der Heimat, im stillen Kämmerlein mit nichts anderem als Stift, Papier und einem überragenden Verständnis für Mathematik ausgestattet, revolutioniert Carl Friedrich Gauß die Welt auf seine Weise. Bis heute sind seine Disquisitiones Arithmeticae ein Standardwerk, seine nicht-euklidische Geometrie dienten ein Jahrhundert später Albert Einstein als Handwerkszeug für die Allgemeine Relativitätstheorie.
Zwei Genies, ohne Zweifel. In heutigen Zeiten würde man allerdings auch sagen, ziemlich exzentrische Nerds. Und vor allem darum geht es in diesem Film…


Für Literaturverfilmungen deutscher Bestseller ist Detlev Buck (Karniggels, Same Same but Different und zahlreiche Werbespots für Flens) sicherlich nicht der erste Name, der einem in den Sinn kommt. Doch mit zunehmender Spieldauer zeigt sich, dass er genau das richtige Gespür für die feine Tragik der beiden Genies aufbringt, die auf ihren jeweiligen gebieten zwar brillieren, aber mit den zwischenmenschlichen Themen so ihre Probleme haben. Eingebettet in traumhafte und 3D-bedingt sehr plastische Bilder lässt er seine Helden mit ihren sauberen Idealen und leuchtenden Visionen durch ihr unglaublich schmutziges Zeitalter wandeln, drangsaliert von den Zwängen einer Zeit, der sie um Jahrzehnte voraus sind, unverstanden von ihren Mitmenschen und Gönnern. Diese feine Tragik transportiert Buck sehr gekonnt, ohne sein Publikum allzusehr mit den wissenschaftlichen Hintergründen zu langweilen, die damals wie heute zugegebenermaßen auch nur für Randgruppen von Interesse sind, aber dennoch unser modernes Leben beeinflusst haben dürften.
Auch auf Darstellerseite beweist Buck Gespür, statt auf die allgegenwärtigen Gesichter setzt auf unbekanntere Charakterköpfe und zahlreiche Cameos (Daniel Kelhlmann und Sven Regener), so dass man als Zuschauer immer wieder was zu entdecken hat. Ausstattung und Maske sind vom allerfeinsten, und auch auf technischer Seite schöpft er aus dem Vollen (gab es eigentlich schonmal einen deutschen 3D-Realfilm??) – der Abstand zu Hollywood ist klein.
Außer dem üblichen Manko, dass Kenner der Romanvorlage natürlich ihre Lieblingsstellen vermissen, dass vieles nur angeschnitten werden kann, bleibt an diesem Film nichts auszusetzen – für Lesefaule also eine klare Empfehlung. (9/10)

Dennoch: Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte es sich nicht entgehen lassen!

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