Total Recall (2012)
von Len Wiseman, mit Colin Farrell, Kate Beckinsale und Jessica Biel
Erde, 2084. Durch Kriege ist sie fast gänzlich unbewohnbar geworden. Fast? Genau, denn zwei tapfere Kolonien leisten dem Fallout tapferen Widerstand: Großbritannien auf der einen und „Die Kolonie“ auf der anderen Seite der Erde, im ehemaligen Australien. Um den täglichen Arbeitsweg von der Kolonie nach England abzukürzen, wurde der „Fall“ gebaut, ein gigantischer Fahrstuhl, einmal quer durch die Erde. Fahrtdauer: 17 Minuten, kurze Schwerelosigkeit im Erdmittelpunkt eingeschlossen. Nun ja.
Douglas Quaid ist einer der Pendler. Er hat einen recht trostlosen Job in einer Roboterfabrik in Neu England, Beförderung ausgeschlossen. Immerhin hat ein nettes Apartment in der Kolonie und eine äußerst heiße, liebende Ehefrau. Im Prinzip wäre also alles OK, wären da nicht diese merkwürdigen Alpträume aus einem Leben voller Action. Die machen ihm so zu schaffen, dass er eines Tages bei Rekall einkehrt. Die bieten für schmales Geld künstliche Erinnerungen an alles erdenkliche. Doug entscheidet sich für das Agenten-Paket, doch bevor der Upload komplett ist, bricht auf einmal das Chaos ein: Polizisten stürmen den Laden, Doug tötet alle, seine Frau will ihn auf einmal umbringen, Fremde scheinen ihn zu kennen und rätselhafte Videobotschaften von sich selbst pflastern seinen Weg. Wie es aussieht, ist er tatsächlich ein Agent, der mit falscher Erinnerung in seinem Langweiler-Leben ausgesetzt wurde. Und seine Mission: Dem Widerstand helfen, den Präsidenten zu stürzen. Oder ist das doch alles nur gefälschte Erinnerung?
Ja, das hatten wir schonmal, damals, 1990, mit Arnie in der Hauptrolle. Doch die Technik ist nicht stehengeblieben, und so wurde es anscheinend Zeit für eine Modernisierung des angestaubten Originals.
Im Grunde stammen ja fast alle SciFi-Filme von Philip K. Dick, möchte man meinen. Ob I Robot, Blade Runner, Total Recall, Minority Report, Paycheck, etc. (s. auch hier). Insofern ist es kaum verwunderlich, dass auch die neuen version optisch und stylistisch an alle vorgenannten Filme erinnert: Eine düstere, monströse Megastadt im Dauerregen, ein Konglomertat aller Kulturen mit Chinahüten, kyryllischer Schrift und Multi-Kulti Bevölkerung, autoritäre Regierung, schwebende Autos etc. Ich muss aber gestehen, dass die Umsetzung in diesem Film wirklich außergewöhnlich gut gelungen ist – das Produktionsdesign ist grandios! Man kann sich kaum an all den Details sattsehen, die unsere Sinne schon fast überfordern. Eingefangen in hervorragenden Bildern ist es vor allem die Optik, mit der sich der Film beweisen kann.
Erfreulicherweise wurde bei der Handlung vom ersten Film abngewichen. Der Mars spielt keine Rolle mehr, stattdessen führt die Reise durch den (technisch gesehen fragwürdigen und physikalisch nicht korrekt dargestellten) „Fall“ auf die andere Erdhalbkugel. Insofern bleibt für das ursprünglich imposante Finale auf unserem roten Nachbarplaneten keine Gelegenheit, stattdessen wird eine eher durchschnittliche Auflösung in einem mittelmäßigen Ende Geboten. Das ist schade, denn in der ersten Hälfte weiße der Film wirklich sehr gut zu unterhalten. Doch sobald Doug erstmal seine wahre Aufgabe kennt, wird’s fad, wovon nicht enden wollende Actionszenen ablenken sollen. Mit gewissem Erfolg.
Auf schauspielerischer Seite gibt es nicht viel zu sagen, die Darsteller passen gut in ihre Rollen, aber hängen bleiben werden wohl weniger die Dialog, sondern mehr die zahlreichen, beachtliche Fitness erfordenden Kampfszenen. Schicksal eines Actionhelden eben.
Fazit: Erstaunlich gelungenes Remake eine Actionreißers der 90er, mit phänomenaler Ausstattung, ordentlichen Darstellern und einer mäßigen zweiten Halbzeit. Dennoch sehenswert. (7/10)