LIVE – Hurricane Festival 2011

Ich gestehe ich habe es schon wieder getan, all dem Staub, Dreck, der Kälte und dem bakteriellen Racheninfekt vom letzten Jahr zum Trotz  hieß am es am Donnerstag vergangener Woche mal wieder:

„Tschau, ich bin dann mal beim Hurricane“!

So habe ich also ein Deja vu und sitze bei strömendem Regen in einem mit reichlich praktischen und lustigen Festivalutensilien überladenen Minivan und befinde mich auf direktem Weg in ein kleines Dorf in der tiefsten, niedersächsischen Walachei, das ich eigentlich schon seit gefühlten 100Jahren nicht mehr wiedersehen wollte……..Scheeßel!

Wer konnte da auch schon ahnen (während ich mich immer noch krampfhaft an den Moment geistiger Umnachtung zu erinnern versuchte in dem ich mein Ticket kaufte) das es trotz Regen in allen Farben und Formen ein unvergessliches Festival-wochenende werden sollte……

Zeltplatzidyll mit Blumenbeet auf dem Hurricane Festival

Hurricane der Freitag:

Nach einem schönen Tag mit lustigen Gesprächen in unserem mit bis zu 22 Personen reichlich gefüllten Luxuscamp auf dem WoMo Campingplatz, begann der Freitag musikalisch solide mit den Auftritten von „Kashmir“, „Jimmy Eat World“ und „Portishead“ (für viele genial für mich ein großes ?).

Genial! - Arcade Fire

Das absolute Highlight des Tages (wohl auch des gesamten Festivals) aber kam aus Montreal, Kanada und hieß „Arcade Fire“. Ich gebe zu auch ich habe die Band Rund um das Ehepaar Chassagne/Butler, trotz guter Auftritte in 2006 und 2008, unterschätzt und stellte mir die Frage: „Können die auch Headliner?“

Diese Frage wurde am Freitag endgültig und nachdrücklich  mit „JA“ beantwortet. Was war das bitte für ein unglaublich, grandioser Auftritt? Noch Stunden später war ich total geflasht und hatte ein freudiges Grinsen auf meinem Gesicht, während ich versuchte zu realisieren was sich da gerade vor unseren Augen auf der Main Stage abgespielt hatte……..einfach unglaublich gut!

Musikalisch sind „Arcade Fire“ ja schon lange für ihre Genialität bekannt und die zeitweise mit zwei Schlagzeugen parallel eingespielten Stücke entfalteten LIVE eine ganz eigene Wucht. Bei diesem Konzert passte alles, so war die Setlist vom ersten Song „Ready to Start“ an ein Hitfestival aus ihren drei Alben. Das Bühnenbild mit Szenen aus ihrem Kurzfilm zum Album The Suburbs“ (siehe Tobe´s Bewertung – er wusste um die Genialität mal wieder schon im Februar) perfekt inszeniert und auf die Musik abgestimmt schafte eine ganz besondere Atmosphäre und so zog einen das Konzeret immer tiefer in seinen Bann – ganz großes Kino!

Arcade Fire

Insgesamt wohl einer der stärksten Auftritte den ich seit „Pearl Jam“ im Jahr 2007 auf dem Hurricane gesehen habe – Wow!

Hurricane der Samstag:

Wenn man jetzt böse wäre könnte man sagen alles andere war nur Musik, aber nein auch der Samstag war ein Tag mit vielen Highlights, das Schönste allerdings war, dass es nach einem heftigen Schauer um die Mittagszeit für den restlichen Tag trocken und sonnig blieb.

Der Nachmittag gehörte dann zunächst einer Sängerin im schlampigen -„used“- Look einer getragenen Jeans („The Sounds“) und einer Kombo deren Sänger so aussah als wär er gerade mal 13 Jahre alt und würde nur Konzerte spielen damit er überhaupt mal Clubs von innen sehen darf („Two door Cinema Club“).

Two Door Cinema Club

Doch gerade „Two Door Cinem Club“ brachten die Menge mit ihre frischen und unbekümmerten Sound kräftig in Wallungen und machte auch uns „alten Leuten“, unter dem Eindruck von reichlich limettenhaltiger, Colagetränke jede Menge Spaß – nimmt man das Konzert von „My Chemical Romance“ dazu hatte ich zumindest Muskelkater vom vielen springen und tanzen – sehr lustig!

Am Abend dann als Headliner „Incubus“ mit guter Show und bei „Drive“ dem ersten, großen Mitsingmoment des Festivals…..

„What ever tomorrow brings, I´ll be there!“

„With open arms and open eyes, yeah“

Wer solche Lieder schreibt darf auch berühmt sein, einfach nur schön!

Zum Abschluss des Samstags dann noch die „Kaiser Chiefs“ mit einer Show die deutlich aufzeigte, dass eine Band hier gegen ihre früheren Erfolge anspielt und droht daran zu scheitern. Der Elan früherer Zeiten scheint bei den neuen Songs verflogen…….schade!

Kaiser Chiefs - Eine Band spielt gegen ihre Vergangenheit

Hurricane der Sonntag:

Wie jeder Tag auf dem Hurricane begann auch der Sonntag viel zu früh mit dem „Ponylied“ der netten Nachbarn mit der 10000Watt Anlage gefolgt vom All time favorite der Campingplatzlieder „Peter Pan“ (Wer es vermissen sollte ich hab das hier mal verlinkt) – Puh!

Zurück zu Wesentlichen, auf gruselige Wettervorhersagen am Hurricanewochenende ist schon seit Jahren mehr verlass als auf die Abfahrtzeiten jedes zweiten ICE in Deutschland und so wunderte es nicht als am Sonntag der große Regen einsetzte. Mit dem Regen kam der Wind und mit dem Wind gingen die Pavillione der Nachbarn.  Da lobt man sich einen stabilen, fest verankertes Lager mit Teppichboden, geschlossenen Wänden und Heizstrahler……trocken, warm, gut!

Selig im Regen

Es viel uns dann wirklich schwer sich aufzuraffen und in den Regen hinaus zu wagen, aber auf der Hauptbühne lockte ja schließlich keine geringere Band als „Selig“ (warum nur so früh und warum nur so kurz??). Was war ich nachher froh, dass ich das Konzert trotz des Regens nicht verpasst habe! Da tobte ein bestens aufgelegter Jan Plewka über die Bühne und spielte eine Setlist die ich für ihn geschrieben haben könnte. Spätestens als die Band die Zuschauer das vielleicht  schönste Liebeslied des Wochenendes „Ohne Dich“ singen ließ waren alle, trotz nasser Klamotten „selig“ vereint und zufrieden……Schöner Moment!

Auch der Sonntag hatte mit „The Wombats“ seine Teenageschrammelrockband zu bieten und dieses Mal konnte man beim genauem hinsehen sogar den Ansatz von Bartwuchs auf der Oberlippe des Leadsängers erkennen. Das Konzert machte Spaß, vor allem da auch der Regen endlich aufhörte, kam aber bei Weitem nicht an das letzte Clubkonzert in den Docks in Hamburg heran.

Schrammeln gegen den Regen- The Wombats

Zum Abschluss eines genialen Festivalwochenendes dann noch der coole und routinierte Auftritt der Lederjackenbubis von den „Arctic Monkeys“. Das Konzert hat mir pesönlich ganz gut gefallen, auch wenn sich mir der immer noch anhaltende Hype um diese Band in der jungen Generation nicht mehr erschließen wird (den habe ich nur beim genialen Debutalbum 2006 verstanden).

Was bleibt ist die Vorfreude auf´s nächste Jahr (ja ihr lest richtig – ich freue mich bereits jetzt auf zelten im Dreck – die Zeiten ändern sich) , den da kommt mit  „Die Ärzte“ ja bekanntlich die beste Band der Welt zurück nach Scheeßel.  Bis es aber soweit ist helfen uns noch ein paar anstehenden Konzerthighlights von „Death Cab for Cutie“ über das „Dockville“ bis zu„Rise Against“ über die lange Zeit des Wartens hinweg – Rock on!

P.S. Hier noch schnell für alle die es interessiert ein Link zur Setlist von Arcade Fire

P.P.S. Und hier noch Livevideos von „Ready to Start“ und „Month of May“ als kleine Erinnerung

2 Gedanken zu „LIVE – Hurricane Festival 2011“

  1. Ja, ja, der Zusatz von Limetten zur Cola ist nicht zu unterschätzen.
    Dankeschön für den persönlichen Festivalrückblick, der besonders durch die kleinen, aber feinen Beobachtungen Spaß macht.
    Liebe Grüße und viel Spaß bei den Wartezeitverkürzungen zu Hurricane 2012!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu