Unterwegs am Millerntor – Saisonrückblick

„Einfach mal glücklich sein“ oder, „Wir Spielen in einer anderen Liga“, konnte man zu Beginn der vergangenen Erstligasaison auf unzähligen T-Shirts am Millerntor lesen. Mit Stolz und Zuversicht ging man nach einer spektakulären Saison in Liga 2, in diese so sehnlichst erwartete Erstligaspielzeit. Aber wie es bei einer neuen Liebe häufig der Fall ist, weicht das unbeschwerte Hochgefühl der Anfangsmonate, nach einiger Zeit, einem Alltagsgefühl und erst dann entscheidet sich ob man genug Willen, Charakter und Kraft besitzt um daran festzuhalten oder halt nicht.

Hatte man in der gesamten Hinrunde das Gefühl die Beziehung der Mannschaft zu Liga 1 hat genug potential um zu halten, zeigten schon die dummen Unentschieden gegen Hoffenheim und den HSV, der ersten beiden Saisonheimspielen, dass die Punkt in Liga 1 nicht mit der Selben Leichtigkeit wie in der vorangegangenen Zweitligasaison vergeben werden. Auch wenn es vor Allem in den Heimspielen der Hinrunde viel zu viele, leicht verschenkte Punkte gab, so gab es auch Momente echter, überschäumender Freunde, wie z. B. nach den Siegtreffern in Gladbach oder in Hannover. Ich kann mich noch gut erinnern das ich kurz davor war eine paar dicke Träne zu verdrücken als 10000 mitgereiste Anhänger unseres FC StP das Spiel in Hannover zu einem gefühlten Heimspiel machten, wahnsinn.

Unterwegs nach Hannover
Auswärts in Hannover

Das Schlimmste an der Hinrunde allerdings, war nicht nur wegen der Minustemperaturen und dem Ergebnis, der Gästeblock in Bremen. Die Karten waren mit 38 Euro deutlich zu teuer und dann wird man dafür auch noch  quasi im Fanblock eingegittert wie ein Schwerverbrecher. Lieber SV Werder Bremen das geht echt gar nicht.

Hinter Gittern - Auswärts in Bremen

So blieb am Ende der Hinrunde Platz 15 und die Hoffnung die Klasse zu halten und an der neuen Liebe noch ein wenig länger festzuhalten als erwartet.

Nach Weihnachten kam dann bereits im Winter der zweite Frühling und man mochte als Fan seinen Augen kaum trauen als St Pauli nach 22 Spielen bis auf den 11 Platz der Tabelle kletterte. Genaugenommen gehörte das 22 Spiel ja eigentlich zum 21 Spieltag. „Häääh“, werdet ihr jetzt fragen und dann sage ich „Rollrasen“ und ihr werdet dann „Ach ja genau“, sagen. Richtig, am 21 Spieltag hätte es eigentlich zu Teil zwei des Hamburgderbys kommen sollen, was aber bekanntlich an der Unfähigkeit, rechtzeitig einen Rollrasen zu verlegen scheiterte. Was im 22 Spiel der Saison folgte, wird jeder St Pauli-Fan noch in 50Jahren seinen Enkeln und Urenkeln erzählen, ein völlig unverdienter aber für jeden echten Fan dennoch unvergesslicher 1:0 Sieg beim großen Stadtrivalen durch einen Kopfball von Gerald Asamoah……….wie geil (es gibt tatsächlich so etwas wie  Weihnachtsgeburtstagsfeiertage).

Derbysieger

 
Auswärts in Wolfsburg

Doch wie so oft im Leben liegen zwischen den glücklichsten Momenten und den größten Depressionen manchmal nur ein paar Wochen und so begann der qualvolle Abstieg, quasi schon mit dem größten Sieg der Vereinsgeschichte. So gab es in den nächsten Spielen (Hannover, Stuttgart) gefühlte 100 „Last Minute“ Niederlagen von denen eine Überflüssiger war als die Andere. Der Todesstoß erfolgte dann Auswärts beim VFL Wolfsburg, wo es trotz lautstarker Fanunterstützung und gutem Spiel, nicht gelang  drei Punkte zu retten und es „wieder“ durch ein spätes Gegentor nur ein 2:2 gab.

Immerhin hat die Mannschaft noch alles versucht die Beziehung zur ersten Liga zu retten, man muss aber eingestehen, dass sie es einfach nicht konnte. Nach meinem Dafürhalten immer noch ehrvoller als wenn man es gekonnt hätte ohne es ernsthaft zu wollen oder zu versuchen! Als dann sowieso schon alles zu Spät war folgte das Finale furioso gegen die Bayern, die mit einem fulminanten 1:8 einen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel erste Liga setzten.

Heimspiel gegen die Bayern

Dennoch bleibt mir als Fan das Heimspiel gegen die Bayern auf ewig in guter Erinnerung, zum Einen wegen des Abschieds von Holger Stanislawski (Träne im Auge) und zum Anderen wegen der sensationellen Fans, die trotz des Abstiegs ihre Mannschaft feierten und  sogar noch Sinn für Galgenhumor bewiesen als sie Miroslav Klose schon beim Warmlaufen (vor seiner Einwechslung) aufforderten den berühmten Salto zu zeigen. Angesichts der Bilder und Geschehnisse in Frankfurt oder Köln zeigt dieses die wahre Größe und den Charakter der St. Pauli- Fanszene umso deutlicher.

You´ll never walk alone
You´ll never walk alone

Nun ist die Liaison mit der unbekannten Schönen, der ersten Bundesliga, nach nur einer Saison schon wieder vorüber, aber egal wohin der Weg auch geht die Liebe zum Spiel wird niemals sterben! „You`ll never walk alone“, Forza St Pauli!

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