Na, auch so überrascht wie ich? Da dachte ich auf einem wirklich guten Wege zu sein, schließlich habe ich mich erst kürzlich noch erfolgreich gegen die Anziehungskraft von Rock am Ring zur Wehr gesetzt? Immerhin hatte ich ja selbst 2009, wie übrigens in jedem Jahr, am Hurricane-Sonntag noch laut getönt: „Zelten im Dreck, nie wieder“! Wie konnte es also bei solch guten Vorsätzen dazu kommen, dass hier wieder ein Festivalbericht zu lesen ist? So erschreckend einfach es klingen mag, am 05.02.2010 haben „The Strokes“ für das Hurricane-Festival bestätigt und quasi am selben Tag habe ich schon mal meine Isomatte und mein Zelt rausgesucht. Seither herrschte dauerhafte Vorfreude auf drei Nächte im Juni auf Niedersachsens beliebtesten Stoppelfeldern (ob ich es dort noch mal erleben darf auf „richtigem“ Rasen zu nächtigen?) rund um das kleine Dorf Scheeßel. Hier meine Eindrücke von 2010…..
Wie schon im letzten Jahr kommt für alte Leute (immerhin schon mein siebter Festivalbesuch beim Hurricane) nur der Wohnmobilcampingplatz in frage. Aus dem Alter in dem man noch tonnenweise Bierdosen herumschleppt sind wir wirklich raus, auch wenn ich wie jedes Jahr fasziniert festellen musste das es diesbezüglich nicht an Nachwuchs mangelt. Nachdem das Luxuscamp aufgebaut, alle Lebensmittel verstaut, die Zelte errichtet und ein Kölner Fußballspieler mit polnischem Namen kläglich einen Elfmeter verschoben hatte (von schießen konnte ja wohl nicht die Rede sein) , konnte man sich dann endlich, ausgiebig der Musik widmen…….Ok, ein paar Drinks waren natürlich auch im Spiel!
Nach einem soliden Start mit den Dänen von „Kashmir“ im Zelt, gab es schon gleich das erste, unerwartete Highlight bei den „Shout out Louds“ die mich ein wenig an „The Cure“ erinnerten. Nach dieser skandinavisch dominierten, melodiösen Einstimmung wurde es Zeit für etwas mehr Rock´n Roll mit vielleicht einer der besten Livebands die Deutschland zu bieten hat den „Beatsteaks“ .
Wie schon im letzten Jahr wurden viele der wirklich unvergesslichen und musikalisch grandiosen Momente im Zelt geschaffen. Besonders der Samstag lieferte mit den Auftritten der Pop- und Indieperlen „Marina and the Diamonds“ und “ Two Door Cinema Club“ (das anstehende Konzert am 26.11 im Uebel und Gefährlich kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen) für mich zwei der besten Konzerte des gesamten Festivals. Der Gänsehautmoment am Samstag überhaupt blieb allerdings der Französin „La Roux“ vorbehalten, die es auch Nachts um 2 Uhr mit ihrem Superhit „Bulletproof “ noch schaffte die wirklich letzten Reserven aus jedem anwesenden (das Zelt war brechend voll) des Hurricanepartyvolks herauszukitzeln und so schlug ihr der Refrain „This time Baby, I´ll be Bulletproof“ aus den Kehlen tausender, ekstatisch springender Festivalbesucher entgegen, ganz großes Kino.
Aber auch der Sonntag hatte solche Momente, so z.B als Maxi Bliss von „Faithless“ die magischen Worte „I can´t get no sleep“ in sein Mikrofon sprach und kurz darauf der wahrlich mächtige Beat und super Sound von Insomnia das Hurricane Festival quasi überrollte und wirklich niemand mehr stillstehen konnt.
Tja und zu guter Letzt waren da ja auch noch „The Strokes“. Eine, wenn nicht sogar die Rockband, welche mit ihren Songs die Musik der ersten 5 Jahre in diesem Jahrtausend zu einem Großteil mitgeprägt hat. War ich am Angfangs noch ein wenig voreingenommen aufgrund des doch recht arroganten Auftritts von 2006, so kann ich heute nur zu allen, die zu The Prodigy gegangen sind, breit lächelnd, sagen: „Selbst Schuld – denn das war mal echt nicht schlau“. Nicht genug damit, dass man einem ihrer seltenen Europakonzerte beiwohnen durfte, nein da zelebrierte ein ausgelassener und sogar zu Scherzen aufgelegter Julian Casablancas (hatte 2006 noch eine Kamera zertrümmert und so gut wie kein Wort gesprochen) samt Band ein Hitfeuerwerk sondergleichen, so dass keine Wünsche offen blieben.
Abschließend bleibt als Fazit, dass es musikalisch immer wieder schön ist, dieses kleine niedersächsichen Dorf zu besuchen, auch wenn ich bestimmt „nie wieder“ im Dreck zelten werde!…. vorsichtshalber habe ich aber mal Isomatte, Zelt und Schlafsack nicht so weit weggelegt, man weiß ja nie was kommt 😉