Funny Games U.S.

Funny Games U.S.

von Michael Haneke, mit Naomi Watts, Tim Roth, Michael Pitt und Brady Corbet.

Funny Games U.S. - FilmposterAnn, George und ihr Sohn Paul machen Urlaub. Gerade sind sie in ihrem Ferienhaus angekommen, und freuen sich auf zwei Wochen mit Segeln, Golfspielen und Erholung. Doch dann klingeln zwei Junge Männer, Paul und Peter, an der Tür. Sie fragen zunächst nur nach Eiern für die Nachbarn, doch die Situation eskaliert schnell – der Hund wird erschlagen, Paul das Knie zertrümmert und die ganze Familie gefangen genommen. Aber das ist erst der Anfang, denn Paul und Peter planen eine perverse Wette mit der Familie, bei der es um nicht weniger als ihr Leben geht. Doch warum?

Bereits 1998 drehte Michael Haneke eine Film mit dem Titel „Funny Games“. Heute, 10 Jahre später, dreht er ihn erneut, und zwar fast Bild für Bild. Einziger Unterschied: Die Handlung spielt jetzt in den USA, seine Figuren sind jetzt Amerikaner. Was das soll? Dazu später mehr.

So untypisch wie die Entstehungsgeschichte des Films ist der Film selbst. Was wie ein typischer Thriller beginnt, entpuppt sich bei genauerem hinsehen als viel mehr. Der Schlüsselsatz fällt im Film selbst: „Why don’t you just kill us?“ – „You shouldn’t forget the importance of entertainment.“ Warum schauen wir uns einen Film an, in dem eine Familie zu Tode gequält wird? Oder in dem ein wahnsinniger Krebskranker Leute in perverse Fallen einsperrt? Oder Jugendliche zu Tode gefoltert werden? Oder Zombies Menschen bei lebendigem Leibe zerfleischen? Weil es uns (oder zumindest einen großen Teil von uns) unterhält! Peter und Paul sind Handlanger des Zuschauers, dessen Erwartungen an Gewalt auf der Leinwand zu erfüllen. Als solche wenden sie sich sogar an uns, als ob sie sich unserem Zufriedenheit vergewissern wollten. Ja sie haben sogar die Macht des Zuschauers, bei unliebsamen Wendungen den Film zurückzuspulen, um wieder alles in gewollte Bahnen zu lenken.

Das beantwortet auch die beiden Fragen von oben. Peter und Paul quälen die Familie, um uns zu unterhalten. Schließlich wird mit Gewalt im Kino heutzutage ordentlich Kasse gemacht, da können die beiden nicht viel falsch machen. Und so klärt sich auch die Frage nach dem Grund fürs Remake, denn Haneke will mit dem amerikanisches Publikum ein für Gewalttätigkeiten empfängliches Publikum erreichen, was einer deutschen Produktion nie gelingen kann.

Aufgrund seiner eingehenden Beschäftigung mit dem Film, der Verpflichtung erstklassiger Charakterdarsteller und makelloser handwerklicher Filmarbeit gelingt ihm daher auch (erneut) ein wirklich innovativer, verstörender Film. Ob dessen sperrige Botschaft beim Massenpublikum ankommt, ist eine andere Sache – denn bizarrerweise schaut die Kamera immer gerade woanders hin, wenn es zur Sache geht – womit Paul und Peter trotz ihrer Beteuerungen unsere Erwartungen doch nicht erfüllen. Perfide. (8)

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