Apaga y vámonos
von Manel Mayol
Regisseur Manel Mayol nimmt sich in diesem Dokumentarfilm der Sache der Mapuche- und Pehuenche-Indianer aus Chile an. Diese stellen einen Großteil der chilenischen Bevölkerung, und bewohnen seit Jahrhunderten das Gebiet um den BioBio Fluss. Genauer gesagt: bewohnten. Denn in den 90er Jahren begann der spanische Energiekonzern, der den Fluss bereits zur Zeit der Pinochet-Regierung aufkaufte, mit dem Bau eines Staudamms. Nicht dass Chile selber so großen Energeibedarf hätte, aber als multinationaler Stromlieferant hat ENDESA auch außerhalb Chiles genügend Abnehemer für die Energie. Dass die Mapuche wenig begeistert sind, umziehen zu müssen und die Grabstätten ihrer Ahnen dem Wasser zu übergeben, leuchtet ein. Doch letztlich interessiert es außer ihnen keine Sau.
In unaufgeregten Bildern zeigt Mayol anhand von Dokumentaraufnahmen und Interviews, wie die Indianer zum Unterschreiben der Entschädigungsverträge genötigt (1000$ pro Familie + Grundstück im Hochland inkl. baufälligem Haus), die Protestaktionen von der Landespresse ignoriert und von der Regierung per Terrorismusgesetz kriminalisiert wurden. Aber auch seine eigene Arbeit wurde nach Kräften behindert, Zeugen eingeschüchtert, Telefone abgehört und Interviewtermine mit der ENDESA bis zur Absage mit sehr wortreichen Ausflüchten immer wieder verschoben.
Alles in allem zeigt Mayol hier, wie einem (laut eigenem Bekunden) demokratischen Staat aus wirtschaftlichem Interesse so unglaublich plump und unfair gegen die eigene Bevölkerung vorgegangen wird, dass es einen schon fast nicht mehr überrascht – findet man doch problemlos zahlreiche ähnliche Beispiele in der Tagespresse. Ein sehr aufwühlender, engagierter Dokumentarfilm, der in Chile nie gezeigt wurde… (8)