Mein Kindle und ich – ein Erfahrungsbericht

Der amazon kindle in chrjues HandIch lese lieber echte Bücher. Die Haptik, der Geruch, schnelle Blättern durchs Buch, das einfache Setzen von Lesemarken, die bessere Wasserbeständigkeit und der unschlagbare Vorteil, die Bücher auch weitergeben zu können, all das spricht für mich eindeutig gegen eBook-Reader.

Das war meine unumstößlich Meinung. Bis ich das erste Mal einen Sony Reader in den Händen hielt. Das Ding wog 168 Gramm, soviel wie ein dünnes Taschenbuch. Es war dabei schlank, schick und fasst mein ganzes Bücherregal. Das Display war angenehm zu lesen, fast wie gedrucktes Papier, und die früher einmal unsäglich langen, mit einem hässlichen Flackern des Bildschirms verbundenen Umschaltzeiten waren extrem kurz. Oder anders gesagt: Der Technik-Affine Vielleser kam ins Grübeln…

Premiere: Ein Video-Review auf CJuergens.de (via Vimeo).

Das Grübeln ging weiter mit einer Technik-Recherche, die zufälligerweise mit einem Artikel der der einzigen Computerzeitschrift (c’t) zusammenfiel – dem Gerätevergleich der Ausgabe 24/2011. Dort schnitten der Sony und der Kobo sehr gut ab, mussten sich in puncto Lesestoffauswahl allerdings amazons Kindle geschlagen geben. Was für mich dann endgültig den Ausschlag für den Kindle gab, war der unschlagbar günstige Kampfpreis von nur 99€ und die Möglichkeit, das Teil einfach zurückgeben zu können, wenn es nix taugt.

„Freuen Sie sich – Ihr Kindle ist auf dem Weg!“

Man muss schon sagen, amazon hat von Apple gelernt. Per Mail wird erstmal Vorfreude über den bevorstehenden Versand verkündet und es werden erste Schritte erklärt. Vor Versand es wird auch schon mit dem eigenen amazon-Konto verknüpft, so dass man das nicht selbst einrichten muss – vorbildlich. Das Warten auf den Postboten lässt sich nutzen, um schon mal ein paar E-Books zu bestellen – viele Klassiker gibt es für lau, insofern spricht nichts dagegen, die Bibliothek schonmal mit Standardwerken von ‚Schatzinsel‘ bis ‚Krieg und Frieden‘ zu füllen – nur für den Notfall…

„Guaranteed frustration free packaging“

Ist der Postbote dann da, erwartet einen ein schlichtes, kleines und sehr gut gestaltetes Päckchen. Nach Öffnung mit dem Aufreißstreifen entfaltet sich der Blick auf eine Kurzanleitung und den Kindle. Auf der Display-Schutzfolie stehen für Anleitungsmuffel nochmal der Hinweis, das Gerät doch am besten erstmal ans Ladekabel anzuschließen, um Energie zu tanken. Einschalten lässt sich der Kindle natürlich auch schon während des Ladens. Er begleitet einen dann durch die unkomplizierte Einrichtung vom WLAN-Netz. Auch wenn dieser Schritt bei Navigieren mittels Steuerkreuz über die virtuelle Tastatur einen das erste Mal schmerzlich eine richtige Tastatur vermissen lässt, ist es der einzige Schritt der Einrichtung. Danach synchronisiert er sich übers Internet mit dem amazon-Server, lädt ggf. Bücher herunter und der Lesespaß kann beginnen.

Das Lesen auf dem Kindle macht tatsächlich Spaß. Das e-ink-Display der neuesten Generation ist angenehm zu lesen und schaltet (für ein eBook) extrem schnell um. Wir reden hier über 0,4s. Das reicht für flüssiges Blättern durch die Seiten und komfortable Navigation durch die Menüs, aber nicht für Filme oder bunte Bilder. Bedenkt man, dass das Ding fürs Lesen von Büchern gedacht ist, tut es also genau das, was es soll, und das sehr gut.

Handhabung

Kindle BedientastenDas erste, was auffällt, ist das geringe Gewicht. Der Kindle wiegt nur 170g, hat etwa DIN A5 Format und macht, trotz Plastik, einen sehr wertigen Eindruck. Die Bedienelemente sind überschaubar. Eingeschaltet wird er unten neben dem Micro-USB Anschluss, der zum Laden und zum Datenaustausch dient. Unten auf der Vorderseite finden sich ein Steuerkreuz und vier Navigationstasten (‚Zurück‘, ‚Tastatur‘, ‚Menü‘ und ‚Home‘).

Tasten zum Blättern am Kindle

Seitlich im Rahmen versenkt gibt es auf beiden Seiten die Tasten zum Blättern. Beim ersten Klicken irritiert zunächst, dass diese nicht nach unten oder seitlich gedrückt werden müssen, sondern schräg nach Innen. In der Praxis gewöhnt man sich da schnell dran und merkt dann auch, wie angenehm das ist. Etwas mehr irritiert da schon das Vor- und Zurückblättern – die unteren, großen blättern vor, die unteren, kleinen zurück – wer ein iPad hat, kennt das anders. Doch auch daran gewöhnt man sich, sobald man nach ein paar Mal verblättern die richtige Stelle wiederfinden musste.

Lesen

Kindle beim Lesen
Wie schon erwähnt, das Display ist zum Lesen hervorragend. Es liest sich fast wie Papier, und die Umschaltzeiten sind sehr kurz, so dass man sie nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnimmt. Seit kurzem gibt es auch die Möglichkeit, dass der Kindle nur alle sechs Seiten das Bild vollständig neu aufbaut (was mit einem typischen Flackern einhergeht – der Text wird gelöscht, das Bild ein paar Mal schwarz/weiß invertiert und dann das neue Bild angezeigt), dazwischen wird ein schneller Bildwechsel benutzt, bei dem aber Reste von der vorigen Seite zu erahnen sind. Ob man diese Funktion aktiviert oder nicht, ist Geschmackssache – mich stört es nicht, also ist sie aktiviert.

Shopping

Logischerweise ist diese Funktion die erste, die einem im Menü angeboten wird. Ein weiterer knopfdruck führt in amazons Bücherladen, wo man komfortabel nach Büchern stöbern kann. Das Angebot kann sich mittlerweile sehen lassen, von kostenlosen Klassikern wie Faust, Krieg und Frieden und der Schatzinsel gibt es auch aktuelle Bestseller, Sachbücher und Ratgeber – meist ein bis zwei Euro günstiger als die gedruckte Version. Entscheidet man sich zum Kauf, wird das Geld komfortabel übers amazon-Konto abgebucht, während das Buch ruck-zuck an den kindle gesendet wird – innerhalb von Sekunden hat man es auf dem kindle, und der Lesespaß kann beginnen.

Literaturverwaltung

Ein echtes Plus ist, dass die gekauften Bücher nicht nur auf dem kindle verfügbar sind. Mittlerweile gibt es für die gängigsten Betriebssysteme und Mobilgeräte kindle-Apps. So kann man problemlos morgens auf dem iPad dort weiterlesen, wo man abends auf dem kindle aufgehört hat – die automatische Synchronisation übernimmt amazon. Komfortabler geht es nicht.

Die Verwaltung von Büchern und Lesegeräten erfolgt über die Kundenseite bei amazon, komfortabel zu bedienen, wie man es von dem Bücherriesen gewohnt ist. Ein nettes Feature ist auch, dass man sich Dokumente per E-Mail auf den Kindle schicken lassen kann. Zur Kamera mal wieder ein Handbuch auf CD bekommen? einfach per Mail an den Kindle senden, und dort mit dem Komfort eines eBook Readers lesen. Seeehr praktisch.

Laufzeit

Das größte Plus. Sofern man WLAN abgeschaltet hat („Flugmodus“), hält der Akku Wochen bis Monate. Und ist er leer, ist er in ein paar Stunden wieder voll aufgeladen. Insofern reicht der Akku locker auch für einen längeren Urlaub, so dass man sich das mitschleppen etlicher Ladegeräte eigentlich sparen kann. Und selbst wenn doch: Als Anschluss dient ein Mikro-USB Anschluss, für den sich überall passende Ladegeräte finden…

Der Haken

Man liest kein physisches Buch. Man kann damit keine Mücken erschlagen, man kann es nicht wieder verkaufen, man kann es nicht verleihen. Wobei eher die Verlage gefragt sind, das zu ändern – einige erlauben beispielsweise das Ausleihen von eBooks. Probiert habe ich das allerdings noch nicht. Immerhin: Einen Fehlkauf kann man nach dem Kauf noch 7 Tage zurückgeben – ich weiß nicht, was der lokale Buchhändler da sagen würde…

Fazit

Der Kindle ist für mich mittlerweile dauerhafter Buch-Ersatz. Er ist klein, leicht, ausdauernd, gut zu lesen und fasst praktisch alle meine Bücher. Fehlt eins, so ist es binnen einer Minute gekauft und geladen. Die Auswahl an Büchern ist amazon-typisch riesig, die Preise bei aktuellen Werken meistens ein bis zwei Euro günstiger als die Druckversion. Und ist der Kindle mal nicht zur Hand, gibt es Lese Apps für praktisch alle Geräte vom PC bis zum Smartphone – und selbst die Eselsohren werden auf Wunsch synchron gehalten. Und wem das alles zu theoretisch ist, der findet oben – tadaaa – das alles als Video! Das ist übrigens Premiere bei CJuergens.de…

Nachtrag

Dieser Artikel war so lange im Werden, dass er mittlerweile leicht veraltet ist: amazon hat bereits die nächste Generation von Kindles auf den Markt gebracht – das neue Kindle Modell hat ein noch weißeres Display, schaltet noch schneller um und ist auch noch 20€ billiger – na, was steht einem Test da noch im Wege? 😉

4 Gedanken zu „Mein Kindle und ich – ein Erfahrungsbericht“

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