von David Fincher, mit Jesse Eisenberg, Justin Timberlake und Andrew Garfield
Harvard, 2003. Ein junger Student namens Mark Zuckerberg will die Welt verändern. Er weiß bloß nicht wie. Nach einer Abfuhr von einem Mädel stellt der brillante Programmierer kurzerhand eine Webseite ins Netz, auf der er über die Attraktivität der Studentinnen abstimmen lässt – nachdem er vorab kurz ein paar Server gehackt hat, um an die Bilder zu kommen. Der Erfolg ist kurz, aber heftig: Das Harvard-Netzwerk bricht zusammen und Zuckerberg hat einen Tadel in der Akte. Aber er hat gemerkt, dass er auf eine Marktlücke gestoßen ist. Die Idee zweier Kommilitonen, eine Art Dating-Netzwerk für Harvard-Studenten aufzuziehen, liefert Zuckerberg den fehlenden Baustein – die Idee für Facebook ist geboren. Zunächst mit Anstoßfinanzierung seines Kumpels Eduardo Saverin, später mit der Inspiration des Napster-Erfinders Sean Parker, entwickelt sich Facebook zum Massenphänomen, das die Welt verändert.
Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten. Mag Zuckerberg auch ein genialer Programmierer sein, Umgang Menschen ist nicht so sein Ding. Kein Wunder also, dass er schließlich nicht nur mehrere Milliarden Dollar, sondern auch eine Reihe von Gerichtsverfahren an der Hand hat…
Facebook. Ob nun beachtliche 500 Millionen Nutzer, omnipräsente Like-Buttons im Netz, fragwürdige Datenschutzpolitik – zu erzählen gibt es viel. Besonders spannend ist aber die Geschichte um die Entstehung dieses Netzwerks und damit verbunden die seines Erfinders Mark Zuckerberg. Nachdem Ben Mezrich sie bereits im Roman Milliardär per Zufall zu Papier brachte, widmet sich David Fincher auf Grundlage des Buchs nun der Leinwandfassung. Mit Erfolg.
Neben der für Fincher typischen opulenten Bildersprache und der handwerklichen Perfektion verdanken wir besonders dem Hauptdarsteller (und Oscar-Anwärter?) Jesse Eisenberg eine großen Teil der Faszination des Films. Kein Ahnung, wie der echte Zuckerberg so privat ist, aber Jesses Darstellung davon ist mehr als glaubwürdig, vielleicht schon besser als das Original. Dabei machen weder Eisenberg noch Fincher den Fehler, den Facebook Erfinder in eine der üblichen Schubladen zu stecken. Aus den Gerichtsverhandlungen erleben wir ihn rückblickend aus der Sicht der zahlöreichen Menschen, mit denen er es sich verscherzt hat. Einzig eine Anwältin vermag es am Schluss, seinem Wesen am nächsten zu kommen. Er ist nicht gut oder böse, er ist nicht nur der Nerd, er ist einfach ein Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen. Vor allem aber ein Mensch mit einer Vision namens Facebook. Er tut alles, um diese Vision wahr werden zu lassen, und dem ordnet er alle weiteren Interessen unter. Denn diese Vision ist sein Leben. Ob das für den echten Zuckerberg tatsächlich gilt, werden wir wohl nie erfahren. Dass der aber bisher alle Angebote für den Verkauf seiner milliardenschweren Anteile ausschlug, sollte für sich sprechen.
Es ist schon merkwürdig, wie faszinierend dieser Film trotz des eher trockenen und sperrigen Themas wie der Gründung einer Webseite zu fesseln vermag. Auch wenn der echte Zuckerberg beteuert, die Ereignisse seien nur halb so dramatisch gewesen wie dargestellt, sind sie immer noch sehr spannend. Zusammen mit den von Fincher stylisch komponierten Bildern erlebt man zwei äußerst unterhaltsame Kino-Stunden. Und das ganz ohne Vampire, Monster, Psychopathen, Polizisten oder animierte Tiere. Das ist schon eine Statusmeldung bei Facebook wert. (9/10)