Unterwegs – Festival Spezial (Teil 2 Hurricane Festival 2009)

Nach unserer amüsanten, aber feuchtkalten Lehrstunde in Sachen spätpupertärer, jungendlicher Trinkgewohnheiten in der Eifel, nun also der zweite Teil des Unterwegs – Festival Spezial, direkt vom platten Land der norddeutschen Tiefebene vom Hurricane Festival.

Wer kennt es nicht? das aus der Not geborene Ideen meistens totaler Bockmist sind und nur in sehr vereinzelten Ausnahmefällen daraus auch mal etwas wirklich Gutes entsteht. Nun an diesem Wochenende erlebten wir, vom Glück geküsst, und der Polizei legitimiert (lustige Polizeikontrolle bei der Anreise), solche einen Ausnahmefall der uns eines der schönsten Festivalwochenenden der letzten Jahre bescherte – ich sage nur ein Wort: „Wohnmobilcampingplatz“.

Festivalbändchen
Festivalbändchen

Wer die Wetterkapriolen der letzten Jahre im Bereich rund um das idyllisch, verschlafene Dorf Scheeßel kennt, weiß wovon ich rede wenn ich sage wir wagen uns an die  „Operation Hurricane Festival“. Es scheint fast so als würde Petrus seinen Spaß daran haben die 60000 feierwütigen Rockmusikanhänger in unregelmäßigen Abständen mit Regengüssen und Gewittern zu plagen.

Unser Lager - klein aber fein!
Unser Lager - klein aber fein!

Nach vielen, vielen Absagen und der üblich nervenaufreibenden Anreisediskussion haben wir uns in diesem Jahr aus der Not heraus, spontan für eine späte Anreise und den Wohnmobilcampingplatz entschieden. Ok, nun werden die Hardcorezelter sagen: „Ja, ja, alte Leute und der Rock`n Roll“ und „Nur zelten ist Heavy Metal“ und „Was soll den so´n Quatsch“. Aber mal ganz ehrlich, da es mit Abstand die beste Entscheidung der letzten Zeit war, kann ich nur müde lächeln und frei nach Heine sagen: „Die Handlungen eines Furchtsamen und die eines Genies liegen außerhalb aller Berechnung“.  Warum waren wir nur so bekloppt und haben all die ganzen Jahre unseren ganzen Kram immer kilometerweit vom Parkplatz zum Campingplatz  geschleppt, wenn nebenan das Paradies wartet? Was gab es nicht für nervige Nachbarn? Eingeweihte wissen, wovon ich spreche, wenn ich auf die jungen Leute in Tarnkleidung verweise, die schon am ersten Abend Stühle, Tische und Grill zerdeppert haben, nur um das restliche Wochenende ratlos im Kreis auf dem Boden zu sitzen. Wir erinnern uns ebenfalls gerne an die Nachbarn vom letzten Jahr, die uns dank mitgebrachter Autobatterien ein ganzes Wochenende nonstop mit finnischer Humptamusik beschallt haben. Eins steht fest, ab jetzt nie wieder!

In diesem Jahr wurde unsere kleine Festival WG, nach einer ruhigen Nacht, jeden Morgen standesgemäß mit den Worten: „Wollen wir nicht endlich mal den Grill anschmeißen“ geweckt. Ok, nach gefühlten 2500 Putensteaks verliert dieser Satz mit jedem Tag über so ein Festivalwochenende, ziemlich an Sexapeal, aber nun gut. Man muss ja was essen sonst macht sich die Mama wieder Sorgen.

Hurricane 2009
Hurricane 2009

Neben dem prima Campingplatz muss ich unbedingt noch die super entspannten und immer freundlichen Ordnungskräfte erwähnen, bei denen sich die super kleinlichen Kollegen vom RaR noch ’ne gehörige Scheibe abschneiden können, denn wenn man schon eine ganze Kekspackung wegschmeißen muss, nur weil ein Keks fehlt, dann hört der Spaß auf!

Die neuesten Trends in Sachen Festivalmode kann man immer am besten in der Schlange vor der Sanitärstation beobachten. So sah man auch in diesem Jahr zuhauf, wie Diven in Gummistiefeln, mit Sonnenbrillen doppelt so groß wie ihr Kopf und kleinem rosa Beautycase im Schlamm stehend geduldig warteten, um die Kabine des Grauens zu betreten. Neuester Trend in Sachen Festivalmode ist übrigens auf die Farbe der Gummistiefel abgestimmter Nagellack – Ganz wichtig: wenn schon dreckig, dann zumindest cool und dreckig.

The DO - Highlight am Freitag im Zelt
The Do - Highlight am Freitag im Zelt

Nun aber zum wesentlichen, der Musik. Was wurden nicht alles für tolle („Faith no More“, das erste Mal nach 11 Jahren wieder vereint und das nur für eine kurze Europatour) und nicht so tolle („Katy Perry“, „Duffy“, „Lilly Allen“) Künstler auf den Spielplänen angekündigt, aber wie jedes Jahr schaffen gerade die kleinen Bands spezielle Momente. So war das, leider aufgrund technischer Probleme verkürzte, Konzert von „The Do“ auf jeden Fall ein stimmungsvoller Höhepunkt des Freitags und eine perfekte Einstimmung auf die Dinge, die noch kommen sollten.

Franz Ferdinand
Franz Ferdinand

Wie zum Beispiel „Franz Ferdinand“  und wer hätte wohl gedacht das die etwas bieder wirkenden Briten (man denke nur an die beiden mäßigen letzten Alben) das Hurricane mit einem Hitfestival sondergleichem bombardieren, dass sogar die „Kings of Leon“ dem ausgepowerten Publikum ein paar aufmunternde Worte zusprechen mussten, um es wieder in Wallungen zu bringen…

The Wombats - Rocken bis die Ärzte kommen
The Wombats - Rocken bis die Ärzte kommen

Krawall am frühen Samstagnachmittag! – Es war der Tag der jungen, wilden Indiebands. So folgten auf der blauen Bühne auf  „The Rakes“ und die „Blood Red Shoes“, bevor der Mob dann beim furiosen Auftritt von „The Wombats“ endgültig und komplett durchdrehte. Schön bleibt dabei anzumerken, dass trotz verstärktem tanztechnischen Körperkontakt mit wildem Mengengespringe es immer noch so wirkte, als hätten sich alle irgendwie furchtbar lieb.

Gleich gehts los - Die Ärzte
Gleich gehts los - Die Ärzte

Tja, und was soll man noch über „Die Ärzte“ sagen? Jene nette Spasskombo aus Berlin, die sich gerne als die „Beste Band der Welt“ vorstellt. Auf jeden Fall, dass sie LIVE immer wieder ein Erlebnis mit erhöhtem Mitgröhl- und Spaßfaktor sind. So enttäuschten sie auch diesmal, als absoluter Festivalhöhepunkt, ihr Publikum nicht im geringsten und unterhielten es 2 Stunden lang mit Hits am Stück, Hüpflaola und einer ausgefallenen Zugabenchoreographie. Lustiger Höhepunkt war sicher die etwas ungewöhnliche Hilfsaktion für das Projekt „Viva Con Agua“, bei der die Band die Fans aufforderte, sie mit ihren Pfandbechern zugunsten des Projektes zu bewerfen. So standen die Drei mit ihren Schutzhelmen im Hagel von mehreren tausend Bechern und spielten tapfer weiter………großartig!

Die beste Band der Welt?
Die beste Band der Welt?
Was bleibt nun nach unserem kleinen Ausflug in die Festivallandschaft des Frühsommers 2009? Auf jeden Fall eine Menge Spaß, die Erinnerung an tolle und unvergessliche Momente und die Erkenntnis, dass es keine wirkliche Alternative zu einem Campingplatz gibt, bei dem das Auto neben dem Zelt steht. In diesem Jahr hat beim Hurricane einfach alles gepasst, so dass es zwischen dem Hurricane und RaR unerwarteter Weise 1:0 steht.

So fährt man dann nach einem Wochenende mit allem, was das Festivalherz begehrt, voller Vorfreude auf die noch ausstehenden Highlights, wie das „Deichbrand Festival“, das „Dockville Festival“  oder die Konzerte von „Maximo Park“ (nach meiner bescheidenen Meinung eine der besten LIVE-Bands der Welt) und „Green Day“, freudig zurück in die Hamburger Heimat. In diesem Sinne, zum Abschluss des „Unterwegs Festival Spezial“, heute mal ein Zitat:

„Die Musik spricht für sich alleine, vorausgesetzt wir geben ihr eine Chance“

Was bleibt?
Was bleibt?

 

 

 

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