Nähert man sich der Insel Korsika aus südlicher Richtung, so wird man von einem mächtigen Kalkfelsplateau begrüßt, auf dem in 60 Metern Höhe die Festung von Bonifacio thront. Der Anblick des aus dem blauen Meer aufragenden weißen Felsens ist spektakulär und zu gerne hätte ich an dieser Stelle ein Foto davon präsentiert. Doch bei Windstärke 7 und den meterhohen Wellen, die unsere Fähre wie ein Ruderboot hin und her rollten, hatten Mirjam und ich mit elementareren Problemen zu kämpfen und Fotografieren war so ziemlich das Letzte, wonach uns zumute war. Der einzige, der sich überraschend seefest zeigte, war Joram, der die gesamte Überfahrt seelenruhig in seinem Maxi-Cosi lag und schlief (während wir ihn festgehalten haben, damit er nicht durch die Fähre saust…).
Sobald man wieder festen Boden unter den Füßen sowie Übelkeit und Kreislaufprobleme im Griff hat, kann man sich der schroffen Schönheit der Insel widmen. Neben dem einmaligen Bonifacio finden sich im Süden viele Zeugnisse der frühgeschichtlichen Besiedelung Korsikas. In Filitosa wurde eine Steinzeitsiedlung freigelegt – mit Menhirstatuen, die seit Jahrtausenden versonnen in die Landschaft blicken. Und um zu der Bronzezeit-Festung von Cucuruzzu zu gelangen, wandert man durch einen alten Wald in der Hochebene, in dem jeder Baum und jeder Stein von einer dünnen Moosschicht überzogen sind, so dass man sich fühlt wie in einem Märchen der Gebrüder Grimm.
Korsika wirkt insgesamt extremer und schroffer als Sardinien – eine Beschreibung, die – zumindest bisher – auch auf das Wetter und die Korsen zutrifft. Ein Vorteil daran ist, dass Joram Ausflüge machen kann, ohne ständig in die Backen gekniffen zu werden. Das hat sich übrigens schlagartig geändert, als wir bei Filitosa einer italienischen Reisegruppe in die Arme liefen… 🙂
Liebe Grüße und bis zur nächsten Station
Tobias