Dorfpunks

Dorfpunks

von Lars Jessen, mit Cecil von Renner, Ole Fischer und Axel Prahl, nach einem Roman von Rocko Schamoni

Dorfpunks
Dorfpunks

Gestern schon gesehen. Die Besprechung kommt, wenn ich Bock hab… Das ist Punk!

OK, Ihr Spießer, jetzt geht’s weiter. Wir schreiben das Jahr 1984. Roddy Dangerblood ist ein Dorfpunk im idyllischen Ort Schmalenstedt (aka Lütjenburg, Kreis Plön). Zusammen mit seinen Mit-Punks erlebt er, nun ja, für seine Verhältnisse einige Abenteuer: Sie versuchen eine Band zu gründen, wobei ihre Kreativität sich schon mit dem finden des Bandnamens erschöpft, so dass ihre Auftritte nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Sie versuchen, die Ostsee im Schlauchboot zu überqueren, was sie fast das Leben kostet. Roddy versucht sich zu verlieben, was zwar zunächst mit einer Einladung zu einer Party belohnt, aber dann doch mit einem Rauswurf beendet wird. Aber die Punks wären nicht Punks, würden sie sich von Spießern die Laune verderben lassen. Und so besiegeln ihre Aktionen meist mit dem Spruch „War schon geil“ und jeder Menge eingedoster guter Laune (Bier). Doch wie alle guten Zeiten ist auch diese nicht von Dauer, und so beginnt das Leben, das weitergeht, die Gruppe langsam zerbrechen zu lassen. Am Ruhm liegt’s immerhin nicht…

Na, man soll es kaum glauben, aber da sind wir gestern Abend doch nichtsahnend in die Vorpremiere des Films in der altehrwürdigen Passage reingeschlittert. So durften wir den Film also ohne Werbung, dafür aber mit anschließendem Besuch der Darsteller und Macher erleben. Wow.
Abgesehen von dem Erlebnis des Drumherums war das Kinoerlebnis, sagen wir, anders. Der Film trifft den Geist des Punk dadurch, dass er etwas ziellos und episodenhaft das Leben der Punks zeigt. Eine ausgefuchste Geschichte oder raffinierte Entwicklung der Figuren darf man da nicht erwarten. In Unkenntnis der Romanvorlage bleibt mir nur zu vermuten, dass das im Buch nicht sonderlich anders, höchstens etwas detaillierter ist.
Von der Machart fällt der Film wohl am ehesten in die Kategorie „Fernsehspiel“, wenn auch eins der aufwendigen Art. Die Darsteller waren mir bis dato völlig unbekannt, sind aber überzeugend; als Bonbon gibt Tatort-Kommisar Axel Prahl genüsslich den musikvernarrten Kneipenwirt. Der Rest des Teams hat solide, aber unspektakuläre Arbeit geliefert, aus der mir die tolle Ausstattung und die sehr schöne Kameraarbeit (Michael Tötter) auffielen. Letzterer rahmt die Geschichte mit sehr schön komponierten Bildern ein, die den den wunderbar den Kontrast zwischen der malerisch-provinziellen Landschaft und der Lebenseinstellung der Figuren einfangen. Auch der sehr ausgefallene Soundtrack sei hier lobend erwähnt, der nicht nur ein geradezu nostalgischer Gang durch die 80er ist, sondern in Person des Kneipenwirts auch die musikalische Grundausbildung des jungen Roddy übernimmt. Doch all das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Film eben recht wenig passiert, eher ist er ein sentimentaler Rückblick auf eine bessere Zeit für die, die dabei waren.
Damit ist der Film wohl am Ehesten was für schleswig-holsteinische Lokalpatrioten aus der gegend um Lütjenburg, Ex-Punks, Kenner der Romanvorlage oder alles davon; an den Übrigen wird er wohl vorbeigehen.

Um es in den Worten der Protagonisten auszudrücken:

„Auf einer Skala von „nullgeil“ bis „vollgeil“ war’s doch schon weite über „halbgeil“.“

Also (6/10).

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